Fast grell sticht hier die türkisfarbene Schliere aus dem dunklen Wasser des Eriesees heraus. Sie entsteht durch ein spezielles Strömungsphänomen, das hier die Landzunge „Long Point“ mit milchig grünem Wasser umspült. Ursache ist eine Seiche, eine stehende Welle, die feines Kalksediment vom flachen Grund aufwirbelt und so das Wasser verfärbt.
Seichen sind ein vor allem in Meeresbuchten und Seen auftretendes Strömungsphänomen. Dabei werden vom Wind, von einem Tsunami oder einer anderen Wasserbewegung verursachte Wellen so vom Ufer reflektiert, dass die zurückgeworfenen Wellen die ankommenden überlagern. Je nach Wellenperiode kann sich das Wasser dabei so aufschaukeln, dass besonders hohe, stehende Wellen entstehen. Im Loch Ness gelten solche Seichen als ein möglicher Ursprung der Legende um das „Seemonster“, beim Japan-Erdbeben von 2011 erzeugte dieser Resonanz-Effekt sogar in norwegischen Fjorden noch für messbare Wellen.
Kalkmehl macht Wasser des Eriesees milchig
Auch der Eriesee, einer der Großen Seen Nordamerikas, ist für seine Seichen bekannt. Sie können an bestimmten Stellen des Ufers den Wasserstand um mehrere Meter schwanken lassen. In dieser Aufnahme des Satelliten Landsat 8 wird eine solche Seiche sogar aus dem Orbit sichtbar. Denn die stehenden Wellen wirbeln das im flachen Grund rund um die Landspitze Long Point verteilte Sediment auf. Der feingemahlene Kalk färbt das Wasser milchig-türkis und hebt es deutlich von den umgebenden eher dunklen Seebereichen ab.
„Dies ist ein wirklich faszinierendes Bild und zeigt ein an diesem Uferbereich häufiges Phänomen“, sagt Mark Howe von der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). „Die Küstenlinie von Rondeau bis Long Point besteht aus leicht erodierbarem Material und ist daher eine Hauptquelle für aufgewirbeltes Sediment im See.“
Quelle: NASA Earth Observatory