Diese violett-weißen Röhren sehen aus wie Alien-Knollen von einem fernen Planeten, leben aber in den Meeren unserer Erde. Außerdem sind sie keine Knollen, sondern Tiere: Es handelt sich um Seescheiden und sie helfen der Wissenschaft dabei, die menschliche Embryonalentwicklung besser nachzuvollziehen. Gerade erst hat ein Forschungsteam mit ihrer Hilfe herausgefunden, wie genau Eizellen nach der Befruchtung ihre Form verändern. Demnach ist alles eine Frage der Reibung, wie die Forschenden in „Nature“ berichten.
Mit ihrem bunten, röhrenförmigen Körper gehören die zu den Manteltieren zählenden Seescheiden (Ascidiacea) wahrscheinlich zu den seltsamsten Geschöpfen des Meeres. Es ist daher nur schwer zu glauben, dass sie unter den wirbellosen Tieren als engste Verwandte des Menschen gelten. Die große Ähnlichkeit zeigt sich jedoch weniger in der gummiartigen Röhrenform, die erwachsene Seescheiden annehmen, wenn sie sich an Felsen und Korallen festankern, sondern vielmehr im Larvenstadium der Tiere.
Denn Seescheiden verbringen die erste Zeit ihres Lebens freischwimmend im Meer und durchlaufen dabei eine ähnliche Entwicklung wie embryonale Wirbeltiere – nur nicht ganz so komplex. In der Forschung gelten sie daher als idealer Modellorganismus, der mehr über die frühe menschliche Embryonalentwicklung offenbart.
Blick in die Eizelle
Genau wie bei uns Menschen und allen anderen Tieren beginnt auch das Leben einer Seescheide, wenn ein Spermium auf eine Eizelle trifft. Als Folge der Befruchtung fängt das Innere der Eizelle nun damit an, sich zu verändern. Im Falle der Seescheide bildet sich zum Beispiel eine kleine Beule – auch Kontraktionspol genannt –, in der sich wichtige Materialien für die spätere Reifung des Embryos sammeln.