So schwerelos, wie dieser Astronaut zwischen Space Shuttle und Erde schwebt, könnte man ihn fast für Major Tom aus dem gleichnamigen Hit von Peter Schilling halten. Doch dass er im wahrsten Sinne „völlig losgelöst“ und nicht mit Sicherungsseilen an der Raumfähre befestigt ist, hat einen Grund: Er sollte auf diesem 1994 erstandenen Foto ein neues Jetpack-Rettungssystem der NASA testen. Denn Weltraumspaziergänge können viel gefährlicher werden als den meisten bewusst ist.
Wenn Astronauten einen Einsatz auf der Internationalen Raumstation (ISS) haben, verbringen sie die meiste Zeit in den Innenräumen. Doch hin und wieder müssen sie die sichere Station auch verlassen und auf einem Weltraumspaziergang – einer sogenannten Extravehicular Activity (EVA) – Außenarbeiten verrichten, neues Equipment anbringen oder wissenschaftliche Experimente durchführen.
Ein Jetpack für den Notfall
So romantisch die Vorstellung eines Weltraumspaziergangs mit freier Sicht auf unseren Planeten auch klingen mag: Es handelt sich für die Astronauten dabei keineswegs um eine Banalität, sondern um eine hochorganisierte, gefährliche Mission. Denn außerhalb der Raumstation sind sie Strahlung, Trümmerteilen und extremen Temperaturschwankungen von 120 bis minus 160 Grad nahezu schutzlos ausgesetzt. Nur ihr Raumanzug trennt sie vom Vakuum des Alls.
Besonders fatal wäre es, sich versehentlich zu weit von der Raumstation zu entfernen und unkontrolliert davonzuschweben. Die Astronauten sind deshalb mit Stahlseilen an der Außenwand der Station befestigt. Und selbst für den Fall, dass diese versagen, befindet sich hinten am Raumanzug ein cleverer Plan B: ein Jetpack, den der Astronaut mit einem kleinen Joystick steuern und so zurück zur Raumstation manövrieren kann.
Tests und Training für maximale Sicherheit
Zum ersten Mal offiziell getestet hat die NASA dieses sogenannte SAFER-System vor ziemlich genau 30 Jahren – am 16. September 1994. Im Rahmen der Mission STS-64 absolvierte der US-Astronaut Mark C. Lee an diesem Tag einen unangeleinten Weltraumspaziergang und fand seinen Weg dann mithilfe des Jetpacks zurück. Das obige Foto hat sein Schweben zwischen Space Shuttle und Erde festgehalten.
Bis heute ist der Jetpack zum Glück noch bei keinem Notfall benötigt worden. Er ist außerdem nicht die einzige Maßnahme, die die Sicherheit der Astronauten auf Weltraumspaziergängen gewährleistet. „Vom Kontrollzentrum aus überwachen die Ärzte permanent den Gesundheitszustand der Astronauten: Puls, Körpertemperatur, Atemfrequenz – all diese wichtigen Körperfunktionen werden in Echtzeit – also ‚live‘ – zum Boden übermittelt“, erklärt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Für ihre Außeneinsätze trainieren die Astronauten außerdem schon lange vor ihrem Flug zur ISS. In tiefen Tauchbecken, die die Schwerelosigkeit des Alls nachahmen sollen, üben sie jeden Handgriff und lernen dabei, mit ihrem Raumanzug und den Gesetzmäßigkeiten der Schwerelosigkeit umzugehen. Für jede Stunde, die ein Astronaut später auf einem Weltraumspaziergang verbringen soll, muss er laut NASA rund sieben Stunden Pooltraining absolvieren.
Quelle: NASA, DLR