Spannender Fund: In der ägyptischen Nekropole Al-Asasif bei Theben haben Archäologen eine rund 4.000 Jahre alte, nicht geplünderte Grabanlage entdeckt. In ihr sind elf Tote bestattet, die mit teils reichen Grabbeigaben ausgestattet waren, darunter Edelsteine, Amulette, Ringe und Armreifen sowie Kupferspiegel mit kunstvoll geschnitztem Elfenbeingriff. Eine Besonderheit ist die Fayence-Figur einer Fruchtbarkeitsgöttin mit Perlenschnüren als Haar.
Vor rund 4.000 Jahren veränderte der Nil sein Fließverhalten und leitete eine Blütezeit des alten Ägypten ein. Städte wie Luxor, Karnak und Theben entwickelten nun, mit Beginn des Mittleren Reichs, ihre volle Pracht. Unweit des westlichen Nilufers entstand damals auch die thebanische Nekropole Al-Asasif – ein großes, durch einen Bergrücken in einen Süd- und Nordteil getrenntes Areal voller Felsengräber und großer Grabanlagen.
Grab mit elf Toten aus dem mittleren Reich
Jetzt haben Archäologen im südlichen Teil der Nekropole von Al-Asasif eine zuvor unbekannte Grabanlage entdeckt. In ihr sind elf Tote bestattet – darunter fünf Frauen, zwei Männer und drei Kinder. Die Verstorbenen lagen in hölzernen, in Nord-Süd-Richtung ausgerichteten Sarkophagen, die Seite an Seite aufgestellt waren. Wahrscheinlich diente diese Grabanlage einst als Familiengrab für einen hochrangigen Verwandtenkreis, wie das Team um Elena Pischikova vom South Asasif Conservation Project erklärt.
Anhand der Überreste und Grabbeigaben datieren die Archäologen das neuentdeckte Grab auf die frühe 12. Dynastie – die Anlage ist demnach bereits rund 4.000 Jahre alt. „Damit ist dies das erste Grab aus dem mittleren Reich in diesem Teil der Nekropole“, berichtet Pischikova. Der Grabfund belegt damit, dass auch die südliche Hälfte der Al-Asasif-Nekropole damals bereits für Bestattungen genutzt wurde.
Edelsteine, Amulette und kunstvoll verzierte Kupferspiegel
Neue Einblicke geben auch die vielen wertvollen Grabbeigaben, die den Toten damals mit ins Jenseits gegeben wurden. Darunter sind kostbare, edelsteinbesetzte Halsketten, Armreifen, Skarabäusringe und Gürtel, die mit Amethysten, Karneolen, Granaten und Bergkristallen besetzt sind. In diese Schmuckstücke waren Amulette eingearbeitet, die Nilpferd- und Schlangenköpfe, Horusaugen, den ägyptischen Ba-Vogel und andere Symbole göttlichen Schutzes zeigten.
„Zu den exquisitesten Stücken unter diesen Juwelen gehörten eine Halskette aus 30 Amethyst-Perlen mit einem Ba-Amulett aus Amazonit im Zentrum sowie ein Gürtel aus Karneol-Perlen, die über Doppelstränge von blauglasierten Fayence-Ringperlen miteinander verbunden waren“, berichtet Pischikova. In zwei Gräbern entdeckten die Archäologen zudem Handspiegel aus polierten Kupferscheiben mit kunstvoll geschnitzten Elfenbeingriffen. Einer davon zeigt das seltene Motiv der Göttin Hathor mit vier Gesichtern.
Männer-Halsschmuck und Fruchtbarkeitsgöttin
Interessant auch: Während die Kinder und einer der Männer keinen Schmuck mit ins Jenseits bekamen, wurde der zweite männliche Toten mit einem imposanten Halsschmuck bestattet. Er besteht aus 40 kugelförmigen Fayence-Perlen und einem Nilpferdkopf-Amulett. Dieses war von einer Abfolge zylindrischer Fayence- und Karneol-Perlen eingerahmt. Warum nur dieser Verstorbene einen solchen prachtvollen Schmuck trug und welchen Status er zu Lebzeiten hatte, ist noch unklar.
Ein weiterer bedeutender Fund ist eine kunstvoll modellierte Fruchtbarkeitsgöttin aus grünblau glasierter Fayence. Die Figur mit verkürzten Beinen und breiten Hüften ist mit angedeutetem Schmuck und Kleidung geschmückt. Bohrlöcher in ihrem Kopf und fast 400 verstreute Perlen legen nahe, dass diese Frauenfigur ursprünglich wallendes Haar in Form von Perlenschnüren besaß. Ebenfalls unter den Funden ist ein rechteckiges Opfertablett. Dieses hat eine Wasserrinne in der Mitte und ist am Rand mit den Reliefs eines Stierkopfes, einem Brotlaib, Rinderbeinen und weiteren Opfergaben geschmückt.
„Bedeutende Entdeckung“
„Diese bedeutende Entdeckung trägt zu unserem Wissen über die Bestattungspraktiken und Rituale in dieser thebanischen Nekropole während des Mittleren Reichs bei“, sagt Pischikova. „Zudem präsentiert es uns eine wunderschöne Kollektion von kunstvoll gefertigtem und gut erhaltenem Schmuck aus jener Zeit.“ Die hölzernen Sarkophage der Toten sind zwar kaum erhalten, weil das Grab irgendwann im Laufe seiner Geschichte von Schlamm überschwemmt wurde. Doch in ihm blieben die Toten und ihre Grabbeigaben dafür umso besser konserviert, wie die Archäologen erklären.
Die Ausgrabungen in der südlichen Al-Asasif-Nekropole werden fortgesetzt. Die Archäologen hoffen, auf weitere Gräber aus dem Mittleren Reich zu stoßen. Dies könnte auch verraten, wie diese Grabanlagen die spätere Phase der Bestattungen während der 25. Dynastie beeinflusst haben.
Quelle: South Asasif Conservation Project