Archäologie

Ägypten: Wandbilder aus der Totenstadt

4.300 Jahre alte Grabanlage mit ungewöhnlich reichen Malereien entdeckt

Wandmalerei aus dem Grab
Diese 4.300 Jahre alte Wandmalerei aus der Nekropole von Dahschur zeigt eine Alltagsszene aus dem alten Ägypten: Ein Eselsgespann beim Dreschen. © Stephan Seidlmayer/ DAI Kairo

Seltener Fund: In Dahschur – einer der ältesten Totenstädte Ägyptens – haben Archäologen ein 4.300 Jahre altes, mit ungewöhnlich reichen Malereien verziertes Grab entdeckt. Doch die farbigen Wandbilder schmücken nicht etwa das Grab eines Pharaos, sondern die letzte Ruhestätte eines königlichen Hofbeamten. Sie zeigen Alltagszenen aus dem frühen Ägypten, aber auch Totenrituale und liefern damit spannende Einblicke in das Leben im alten Reich.

Die rund 26 Kilometer südlich von Gizeh gelegene Nekropole von Dahschur ist noch heute kaum zu übersehen. Denn zwei monumentale Pyramiden – die Rote Pyramide und die Knickpyramide – zeigen an, dass hier einst eine königliche Totenstadt lag. Die vor rund 4.600 Jahren unter Pharao Snofru, dem Vater von Cheops, errichteten Bauten sind die ältesten Großpyramiden der Welt. Doch diese Totenstadt des alten Reichs umfasste noch mehr: Zu ihr gehörten auch mehrere Tempel, Wohnstätten für Priester, Werkstätten und ein ganzer Friedhof für hochrangige Hofbeamte.

Mastaba-Grab
Freigelegter Korridor im Mastaba-Grab des königlichen Hofbeamten Seneb-nebef. © Stephan Seidlmayer/ DAI Kairo

Im Grab eines königlichen Beamten

In diesem Friedhof haben Archäologen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo nun eine weitere Grabanlage entdeckt, die sich als echte Rarität entpuppte. Bei dem rund 4.300 Jahre alten Fund handelt es sich um ein sogenanntes Mastaba-Grab – eine Art Pyramidenstumpf aus Lehmziegeln, der die in den Untergrund gegrabenen Grabkammern überdeckte. Diese Grabform wurde in den Anfängen des alten Ägypten für Königsgräber genutzt, später übernahmen Pyramiden diese Aufgabe und die Mastabas dienten als Gräber für andere hochrangige Tote.

Im Inneren der acht mal zwölf Meter großen Grabanlage stießen die Archäologen auf einen langen Korridor, der zu einer Kultkammer und sieben Grabschächten führte. Die Inschrift auf einer massiven Scheintür aus Kalkstein verriet dem Team auch, wem dieses Grab gehörte: Ein hochrangiger Hofbeamter namens Seneb-nebef und seine Frau, eine Priesterin der Hathor, wurden hier etwa um 2300 vor Christus bestattet.

Wandmalerei
Dieses Wandbild aus dem Grab zeigt einen Diener, der eine Ente für das Totenopfer bringt. © Stephan Seidlmayer/ DAI Kairo

Farbige Wandbilder sind für Dahschur eine Seltenheit

Das Besondere jedoch: Korridor und Kultkammer des Mastaba-Grabs waren mit farbigen Wandbildern geschmückt – eine Seltenheit in der Nekropole von Dahschur. Trotz ausgedehnter Zerstörungen der Grabanlage sind viele dieser auf Lehmputz aufgetragenen Malereien noch erhalten. Mit ihrer kunstvollen, eleganten Ausführung und den vielfältigen Motiven zeugen diese Wandbilder von den künstlerischen Trends und Fähigkeiten im Alten Reich.

Die Wandbilder geben zudem wertvolle Einblicke in das Leben und den Glauben der Ägypter zur Zeit der fünften und sechsten Dynastie: Auf einigen Bildern sieht man den Hofbeamten und seine Frau vor einem Opfertisch sowie Diener, die Gaben für den Totenkult bringen. Aber auch der Alltag der damaligen Zeit findet sich in den Malereien wieder: Sie zeigen Esel auf der Dreschtenne, Schiffe auf dem Nil oder das rege Treiben auf einem Marktplatz.

Einblicke in das Leben in einer Totenstadt

Dieses und weitere Gräber aus der Totenstadt von Dahschur erlauben es den Archäologen damit, die Geschichte, den Alltag und das soziale Gefüge der Menschen nachzuzeichnen, die in der Nekropole bestattet wurden, aber auch derjenigen, die dort lebten und arbeiteten. Das Deutsche Archäologische Institut Kairo führt schon seit 1976 immer wieder Ausgrabungen in Dahschur durch. Nachdem die Archäologen zunächst vor allem die großen Pyramiden und ihr direktes Umfeld erforschten, liegt der Fokus inzwischen auf den nicht-königlichen Hinterlassenschaften.

Quelle: Deutsches Archäologisches Institut

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