Ein Genuss für die Ewigkeit: In einem römischen Mausoleum in der Nähe von Sevilla haben Archäologen den ältesten Wein der Welt entdeckt. Vor über 2.000 Jahren wurde er – wahrscheinlich als Grabbeigabe – in die Urne eines wohlhabenden Mannes gegossen und ist dort bis heute als rötliche Flüssigkeit erhalten geblieben. Das Team konnte auch herausfinden, um welchen Wein genau es sich handelt und wo er wahrscheinlich einst hergestellt wurde.
Wein war im alten Rom nicht nur wichtiger Bestandteil des alltäglichen Lebens, sondern auch des Todes. Man geht davon aus, dass das Getränk eng mit Bestattungsritualen verbunden war und dass es Verstorbenen zusammen mit anderen Grabbeigaben wie Wasser und Honig den Übergang in eine bessere Welt erleichtern sollte. Doch bislang haben Archäologen in römischen Urnen nur vergorene, eingetrocknete Weinreste gefunden – noch nie tatsächlichen, immer noch flüssigen Wein.
Eine Urne voller Wein
Umso überraschter waren Daniel Cosano von der Universität Córdoba und seine Kollegen, als sie bei Ausgrabungen in einem über 2.000 Jahre alten römischen Mausoleum in Andalusien auf eine bis zum Rand mit rötlicher Flüssigkeit gefüllte Urne stießen. „Trotz der anfänglichen Überraschung kamen wir sofort zu dem Schluss, dass die Flüssigkeit weder durch Überschwemmung oder Leckagen in der Grabkammer noch durch Kondensation in das Innere der Urne gelangt sein konnte“, erklärt das Team.
Konnte es also tatsächlich Wein sein, der sich zusammen mit der Asche eines Mannes und einem goldenen Ring in der Urne befand? Intensive chemische Analysen, mit denen Cosano und seine Kollegen unter anderem den pH-Wert der Flüssigkeit und die Zusammensetzung bestimmter Mineralsalze sowie anderer organischer Verbindungen untersuchten, brachten schließlich Klarheit: Bei der Flüssigkeit handelte es sich tatsächlich um uralten Wein, der aufgrund besonderer Erhaltungsbedingungen bis in die Neuzeit hinein überlebt hat.