Faustkeile liefern Gewissheit: In einer Ausgrabungsstätte in der Ukraine haben Archäologen die ältesten Zeugnisse von Frühmenschen in Europa entdeckt. Die 1,4 Millionen Jahre alten Steinwerkzeuge stammen von den Vorfahren der Neandertaler und sind die frühesten sicher datierten Homininen-Artefakte in Europa. Sie bilden ein Bindeglied zwischen älteren Funden aus dem Kaukasus und jüngeren Funden in Südwesteuropa – und erlauben es damit, die Einwanderung dieser ersten Frühmenschen nach Europa nachzuzeichnen, wie das Team in „Nature“ berichtet.
Die Wiege der Menschheit stand in Afrika. Dort entwickelten sich erst Vormenschen, dann die ersten Vertreter unserer Gattung Homo. Doch erst der Frühmensch Homo erectus verließ Afrika und besiedelte dank Feuer und Faustkeil erfolgreich weite Teile Eurasiens. Dort entwickelte er sich zu verschiedenen archaischen Menschenarten weiter, darunter den von Sibirien bis nach Südostasien verbreiteten Denisova-Menschen und weiteren Frühmenschenformen.
Auch bis nach Europa kamen einige dieser Frühmenschen und wurden zu den Vorfahren der Neandertaler. So belegen Fossilfunde aus dem georgischen Dmanisi, dass erste Vertreter der Gattung Homo schon vor 1,8 Millionen Jahren den Kaukasus erreicht hatten. Die nächstältesten eindeutig datierten Relikte stammen aus Frankreich und Spanien und sind rund 1,2 Millionen Jahre alt. Doch wann genau und auf welchem Weg diese Frühmenschen kamen, ist unklar, weil es aus dieser Epoche des frühen Paläolithikums nur wenige Funde gibt.

Neue Datierung für Steinwerkzeuge aus der Westukraine
Eine der wichtigsten paläolithischen Fundstätten Europas ist Korolevo in der Westukraine, wo seit den 1970er Jahren tausende Steinwerkzeuge gefunden wurden. Darunter sind verschiedenste spitze oder stumpfe Formen wie Keile, Scheiben, Polyeder und Mischformen. Sie zeugen von einer über hunderttausende von Jahren reichende Präsenz von Frühmenschen in dieser Gegend. Doch aus welcher Zeit die ältesten dieser Funde stammen, war bisher nicht eindeutig bestimmt.