Überraschende Entdeckung: Eine im schweizerischen Mörigen entdeckte Pfeilspitze aus der Bronzezeit hat einen „himmlischen“ Ursprung. Denn das 2.900 Jahre alte Artefakt wurde einst aus Meteoriten-Eisen gefertigt, wie Analysen enthüllen. Das Überraschende jedoch: Das Metall stammt nicht aus einem nahegelegenen Meteoriten-Streufeld, sondern vom Einschlag eines mehrere hundert Tonnen schweren Eisenmeteoriten in Estland. Wie die Pfeilspitze oder ihr Material in die Schweiz gelangten, ist offen.
Wie man aus Eisenerz Eisen gewinnt, lernten die Menschen in Europa erst vor rund 2.800 Jahren. Mit dem Beginn der Eisenzeit begann eine neue Ära der Menschheitsgeschichte. Davor war Eisen eine Rarität, die wenigen Eisenobjekte wurden aus Meteoritenmaterial hergestellt und waren eine Kostbarkeit. Bisher haben Archäologen in ganz Eurasien und Afrika erst 55 solcher Objekte aus Meteoriteneisen entdeckt, allein 19 davon, darunter ein Eisendolch, stammen aus dem Grab des Pharaos Tutanchamun.

Eine Eisen-Pfeilspitze aus der Bronzezeit
Umso spannender ist ein Fund aus dem schweizerischen Mörigen am Bielersee. Dort liegt eine bronzezeitliche Pfahlbausiedlung nur wenige Kilometer vom Streufeld des sogenannten Twannberg-Meteoriten entfernt. Dieser zur seltenen Gruppe der nickelarmen Eisenmeteoriten gehörende Brocken schlug vor rund 160.000 Jahren ein und hinterließ ein rund fünf Kilometer langes Feld von Fragmenten. Wegen der großen Nähe der Bronzezeitsiedlung haben Beda Hofmann vom Naturhistorischen Museum Bern und sein Team untersucht, ob unter den vielen bei Ausgrabungen in Mörigen geborgenen Funden auch Artefakte aus Meteoriteneisen sind.
Tatsächlich wurden die Wissenschaftler fündig: Unter den Bronzezeit-Fundstücken war eine stark verrostete, etwa vier Zentimeter lange Pfeilspitze, die schon im 19. Jahrhundert in Mörigen ausgegraben worden war. Um herauszufinden, ob diese Pfeilspitze aus einem Fragment des Twannberg-Meteoriten bestand, unterzogen die Forschenden sie umfangreichen Analysen mittels Lichtmikroskopie, Rasterelektronenmikroskopie, Röntgentomographie, Röntgenfluoreszenz, Myonen-induzierter Röntgenspektrometrie (MIXE) sowie hochempfindlicher Gammaspektrometrie.