Die ungewöhnliche PR-Aktion eines privaten Raumfahrtunternehmens sorgt für heftige Kritik und Diskussionen. Denn vor einer Woche brachte eine Raumkapsel von Virgin Galactic nicht nur sechs Menschen bis an den Rand des Weltraums, sondern auch zwei einzigartige Fossilien: das Schlüsselbein des Vormenschen Australopithecus sediba und den Fingerknochen eines Homo naledi. Diese unersetzlichen Zeugnisse der Menschheitsgeschichte wurden damit einem unnötigen und zu großen Risiko ausgesetzt, kritisieren nun Paläoanthropologen und Archäologen.
Australopithecus sediba und Homo naledi gehören zu den spannendsten und rätselhaftesten Vertretern der Menschheitsgeschichte. Denn beide Spezies zeigen eine einzigartige Mischung archaischer und fortschrittlicher Merkmale und sind – beide auf ihre Weise – wichtige Bindeglieder auf dem Weg zum modernen Menschen. Der Vormensch Australopithecus sediba lebte vor rund zwei Millionen Jahren im südlichen Afrika. Der vor 250.000 Jahren im gleichen Gebiet lebende Homo naledi gilt als früher Vertreter der Gattung Homo. Allerdings ist für beide Arten strittig, welche Position sie im Menschenstammbaum einnehmen – entsprechend wichtig ist die weitere Analyse der Fossilien.

Zwei Fossilien auf einem Suborbital-Flug
Jetzt sind zwei Fossilien dieser beiden Menschenarten an den Rand des Weltraums geflogen. Am Freitag, dem 8. September 2023, nahm sie der südafrikanische Unternehmer Tim Nash mit auf seinen Flug mit dem privaten Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic. Die Raumkapsel VSS Unity wurde vom Trägerflugzeug bis auf eine Höhe von rund 14 Kilometer gebracht, wo sie dann ihre Düsen zündete und für einen kurzen Flug bis auf die suborbitale Höhe von rund 88 Kilometer aufstieg.
Die beiden Fossilien – das Schlüsselbein des 2008 entdeckten Typusexemplars des Australopithecus sediba und ein Daumenknochen des Homo naledi – waren für den Transport in einem speziellen Karbonfaserbehälter verpackt. Weil diese Knochen zum Welterbe der Menschheit gehören, erforderte die Aktion eine Genehmigung der South African Heritage Resources Agency (SAHRA) in Kapstadt und der Universität von Witwatersrand, die die Funde verwaltet.