Forscher / Entdecker

DNA klärt Rätsel um Kolumbus‘ Herkunft

Der berühmte Seefahrer könnte spanisch-jüdischer Abstammung gewesen sein

Christoph Kolumbus
Die Herkunft von Christoph Kolumbus ist seit mehr als 500 Jahren ein Rätsel. Jetzt könnten DNA-Analysen es gelöst haben. © historisch

Überraschende Entdeckung: Der berühmte Seefahrer Christoph Kolumbus behauptete von sich selbst, er sei im italienischen Genua geboren. Doch DNA-Analysen enthüllen nun: Kolumbus war spanischer und jüdischer Abstammung. Sein Erbgut entspricht dem sephardischer Juden aus der Gegend von Valencia, wie die Untersuchungen der Gebeine von Kolumbus, seines Sohnes und seines Bruders ergaben. Das könnte auch erklären, warum der Seefahrer seine Herkunft Zeit seines Lebens verschleierte.

Christoph Kolumbus ist für seine „Entdeckung“ Amerikas im Jahr 1492 bis heute weltberühmt. Doch über den Mann Kolumbus ranken sich bis heute Geheimnisse. So können Historiker sein Geburtsdatum nur schätzen – irgendwann im Sommer oder Herbst 1451 soll er das Licht der Welt erblickt haben. Wo, war ebenfalls ungeklärt: Schon zu Lebzeiten ließ der Seefahrer seine Umgebung im Unklaren darüber. Erst in seinem Testament behauptete er: „Siendo yo nacido en Genoba“ – Ich wurde in Genua geboren. Doch ob Kolumbus dies eher metaphorisch meinte oder tatsächlich, blieb unklar.

Kolumbus' Grab
Die Grabstätte von Christoph Kolumbus in der Kathedrale von Sevilla. © Pom2/ CC-by-sa 3.0

22 Jahre Spurensuche in der DNA

Aufschluss gibt nun ein Forschungsprojekt, an dem ein Team um Jose Antonio Lorente von der Universität von Granada schon seit gut 20 Jahren arbeitet: Sie suchten dafür in verschiedenen spanischen, italienischen und französischen Städten nach möglichen Nachfahren von Kolumbus-Verwandten mit Nachnamen wie Colombo, Colon oder Colomb. Deren DNA verglichen die Forschenden dann mit Erbgutproben aus den Gebeinen von Kolumbus Bruder Diego und seinem in der Kathedrale von Sevilla bestatteten Sohn Hernando.

Auch von den Gebeinen des Christoph Kolumbus, die nach mehreren Umbettungen ebenfalls in der Kathedrale von Sevilla liegen, nahmen Lorente und sein Team DNA-Proben. Kolumbus war 1506 im spanischen Valladolid gestorben, seine Überreste wurden dann aber auf eigenen Wunsch hin nach Hispaniola in die Karibik gebracht und dort bestattet. 1795 wurden die Gebeine dann vorübergehend nach Kuba gebracht, bevor sie 1889 nach Sevilla zurückkehrten.

„Wir haben DNA von Christoph Kolumbus, zwar nur in Teilen, aber ausreichend“, berichtet Lorente in der am Samstag im spanischen Fernsehen veröffentlichten Dokumentation über das Projekt und seine Ergebnisse.

DNA spricht für sephardische Abstammung

Die DNA-Analysen enthüllten: Kolumbus und sein Sohn waren keine Italiener und stammten auch nicht aus Genua. Stattdessen ergaben die DNA-Vergleiche starke Übereinstimmungen mit dem Erbgut sephardischer Juden aus der Gegend um das spanische Valencia. „Sowohl im Y-Chromosom wie in der mitochondrialen DNA von Hernando haben wir Merkmale gefunden, die für eine jüdische Herkunft sprechen“, berichtet Lorente.

Die jüdisch-spanische Herkunft Kolumbus‘ könnte auch erklären, warum der berühmte Seefahrer Zeit seines Lebens so ein Geheimnis um seine Abstammung und Herkunft machte: Während die jüdische Bevölkerung zur Zeit der Mauren in Spanien lange weitgehend unbehelligt blieb, änderte sich dies nach der „Reconquista“, der Wiedereroberung Spaniens durch die christlich-katholischen Könige. Das spanische Königspaar Ferdinand und Isabella ordnete 1492 schließlich an, dass die noch rund 300.000 in Spanien lebenden Juden entweder zum christlichen Glauben konvertieren oder das Land verlassen mussten.

Im Zuge dieser Entwicklung könnten auch die Eltern von Christoph Kolumbus Spanien verlassen haben – möglicherweise kurz nach dessen Geburt.

Quelle: CNN, BBC

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