Duftende Zeitreise: In Spanien haben Archäologen erstmals ein Parfum aus römischer Zeit entdeckt und seinen Duft analysiert. Die in einem kleinen Bergkristall-Flakon eingeschlossenen Parfumreste enthüllen, dass Essenzen mit Patschuli-Duft offenbar schon vor 2.000 Jahren beliebt waren. Das antike Parfum enthielt Extrakte der Patschuli-Pflanze als Duftkomponente und ein Pflanzenöl als Basis. Erhalten blieb dieser bisher einzigartige Blick in die antike Duftwelt, weil der Flakon mit einem Stöpsel aus Dolomit und Bitumen als Kleber versiegelt worden war.
Schon vor Jahrtausenden haben Menschen wohlduftende Essenzen und Parfums hergestellt – unter anderem im alten Ägypten, wo sie beim Einbalsamieren, aber auch in Kosmetika verwendet wurden. Auch im alten China und in Persien waren Parfums beliebt. Als dann die Römer die Herrschaft über den östlichen Mittelmeerraum erlangten, lernten auch sie die duftenden Öle und Salben zu schätzen. Doch welchen Duft der Mann oder die Frau von Welt in der Römerzeit auflegten, war bisher unbekannt – es fehlte an entsprechend konservierten Funden.

Flakonfund in antikem Mausoleum
Jetzt gibt ein bisher einzigartiger Fund erstmals Einblick in die antiken Duft-Vorlieben. Entdeckt haben ihn Archäologen um Daniel Cosano von der Universität Cordoba bei Ausgrabungen in der spanischen Stadt Carmona. Dort stießen sie auf ein unterirdisches Familien-Mausoleum aus römischer Zeit – ein Gewölbe, in dem in Wandnischen die Urnen von sechs Personen standen – drei Männern und drei Frauen. Die bemalten Wände und die Machart der Urnen legten nahe, dass es sich um die rund 2.000 Jahre alte Grabstätte einer wohlhabenden Familie handelte.
In einer der Urnen – einem amphorenartigen Behältnis aus Glas – entdeckten die Archäologen neben der Asche einer verstorbenen Frau, einem Stoffsäckchen mit organischen Rückständen und drei Bernsteinperlen auch einen kleinen, aus Bergkristall gefertigten und mit einem Stopfen verschlossenen Flakon. In Form und Machart entsprach dieses kleine Fläschchen einem sogenannten Unguentarium, einem Behälter, in dem früher Salben oder Essenzen aufbewahrt wurden.