Spannender Fund: In Dschungel Mexikos haben Archäologen eine große Maya-Stadt entdeckt – mitsamt Pyramiden, Plazas und einem Ballspielplatz. Allein das auf einem Plateau errichtete Stadtzentrum erstreckte sich über 50 Hektar und umfasste mehrere Monumentalgebäude, Tempel und ummauerte Plätze. In der Zeit um 250 bis 1000 nach Christus muss diese Ocomtún – Steinsäulen – getaufte Stadt ein wichtiges Zentrum der Mayakultur gewesen sein, wie die Archäologen berichten.
Mehr als 2.000 Jahre lang herrschten die Maya über weite Teile Mittelamerikas. Sie errichteten gewaltige Tempel und Monumentalbauten, nutzten komplexe astronomische und kalendarische Berechnungen und konstruierten durchdachte Systeme zur Wasserversorgung ihrer Städte. Relikte ihrer Städte und Monumentalbauten finden sich heute vor allem im Regenwald von Mexiko und Guatemala, darunter Tikal, Chichen Itza und Palenque. Doch längst nicht alle Mayastädte und Königreiche sind bisher entdeckt – viele sind vom dichten Dschungel überwuchert und verborgen.
Laserscans enthüllen im Dschungel verborgene Bauten
Eine dieser bisher verborgenen Mayastädte haben nun Archäologen vom Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) in Mexiko unter Leitung von Ivan Ṡprajc entdeckt. Sie waren Hinweisen aus Luftbildern nachgegangen, die im Regenwald des Naturschutzgebiet Balamkú im zentralen Teil des mexikanischen Bundesstaats Campeche einige verräterische Strukturen gezeigt hatten. Um dies zu überprüfen, analysierten sie das Gebiet im März 2023 zunächst mithilfe von LIDAR-Scans von Flugzeug aus. Im April und Mai 2023 führten sie eine Expedition vor Ort durch.
Die Untersuchungen enthüllten: Unter dem Blätterdach des Regenwalds liegen die Überreste einer ganzen Mayastadt. „Die größte Überraschung ist die Lage dieser Stadt auf einer Art Plateau, umgeben von ausgedehnten Feuchtgebieten“, berichtet Ṡprajc. „Allein dieser monumentale Kern der Stadt erstreckt sich über mehr als 50 Hektar und umfasst zahlreiche große Gebäude, darunter mehrere Pyramiden von mehr als 15 Meter Höhe.“ Wegen der zahlreichen auf dem gesamten Gebiet verstreuten Steinsäulen haben die Archäologen diese Stadt Ocomtún – steinerne Säulen – getauft.
Künstliche Plattform, Pyramiden und gepflasterte Plätze
Das größte Bauwerk der Mayastadt liegt im nordwestlichen Teil des Zentrums. Dort befindet sich eine künstliche, rechteckige Plattform, die 80 Meter lang und zehn Meter hoch ist. An ihrem nördlichen Ende ragte eine große Pyramide auf, die zusammen mit dem Plateau 25 Meter über das umgebende Terrain hinausragt, wie die Archäologen berichten. Im Südosten des Stadtzentrums liegen drei große gepflasterte Plätze, die von mehreren imposanten Gebäuden und verbindenden Patios geprägt sind.
„Zwischen den beiden Haupt-Plazas gibt es einen Komplex aus mehreren niedrigeren, länglichen Bauten, die fast in konzentrischen Kreisen angeordnet sind“, berichtet Ṡprajc. „Auch einen Ballspielplatz gibt es dort.“ Die zahlreichen überall verstreuten zylindrischen Steinsäulen interpretieren die Forscher als Überreste von Eingängen zu den Obergeschossen der heute verfallenen Gebäude.
Wichtiges Zentrum der klassischen Mayaperiode
Ersten Datierungen zufolge stammt die Mayastadt Ocomtún etwa aus der Zeit um 250 bis 1000 unserer Zeit. „Die häufigsten Keramikfunde, die wir dort an der Oberfläche und bei einigen Testgrabungen gefunden haben, stammen aus der Zeit der späten Klassik von 600 bis 800“, sagt Ṡprajc. Aber auch aus der Zeit bis 1000 nach Christus sind Spuren der Besiedlung erhalten. „Wir gehen davon aus, dass dieser Ort in der klassischen Mayaperiode ein wichtiges regionales Zentrum gewesen ist.“
Allerdings zeugen die Bauten auch von Veränderungen in der Zeit um 800 bis 1000, wie die Archäologen berichten. Einige Schreine im Zentrum der Patios und Plätze umfassen Steine und verzierte Blöcke, die ursprünglich von umgebenden Gebäuden stammten. „Dies spiegelt die ideologischen und sozialen Veränderungen einer Zeit der Krise wider, die im zehnten Jahrhundert zum Kollaps der komplexen soziopolitischen Organisation der Mayas im zentralen Tiefland führte“, erklärt Ṡprajc.
In dieser Zeit erlebten viele Mayastädte einen drastischen Bevölkerungsschwund und wurden schließlich aufgegeben. Was damals die Mayakultur zu Fall brachte, ist allerdings bis heute nicht eindeutig geklärt. Zu den diskutierten Theorien gehören soziale Konflikte und Kriege innerhalb des Mayareichs, aber auch Nahrungsmangel durch eine Trockenperiode, die Übernutzung der Böden oder die Invasion fremder Völker.
Quelle: INAH