Archäologie

Neue Räume in ägyptischer Pyramide entdeckt

Archäologen finden acht unerkannte Lagerräume in der Sahura-Pyramide

Bilder der Sahura-Pyramide von außen und innen
Von links nach rechts: Außenansicht der Sahura-Pyramide. Ein mit Stahlträgern abgesicherter Gang. Einer der entdeckten Lagerräume. © Mohamed Khaled / Uni Würzburg

Unerwarteter Fund: Archäologen haben eine Reihe zuvor undokumentierter Räume in der Pyramide von Sahura in Ägypten entdeckt. Bei der Erkundung und Restaurierung der schon bekannten Innenräume dieser rund 4.500 Jahre alten Grabstätte stießen sie auf noch unbekannte Kammern, bei denen es sich wohl um Lagerräume für königliche Grabbeigaben handelt. Der Fund gibt neue Einblicke ins Innere der Pyramide und lieferte neue Erkenntnisse über die Entwicklung des Pyramidenbaus.

Die Sahura- oder Sahure-Pyramide ist eine ägyptische Grabstätte, die zum UNESCO-Welterbe gehört. Sie ist rund 25 Jahre jünger als das Pyramidenfeld von Gizeh und liegt etwa 25 Kilometer südwestlich von Kairo in der Nekropole des Dorfes Abusir. Als erster und namensgebender König wurde in dieser Begräbnisstätte Sahure bestattet, der zweite König der altägyptischen Fünften Dynastie, der von 2490 bis 2475 vor Christus herrschte. Der von ihm in Auftrag gegebene Pyramidenkomplex wurde noch vor seinem Tod fertiggestellt.

Das 47 Meter hohe Bauwerk der Hauptpyramide hat eine nahezu quadratische Grundfläche mit einem Basismaß von 78,75 Metern (150 Königsellen). Ihre Bauweise gilt als Standard für viele nach ihr gebaute Grabstätten in Ägypten. Die Sahura-Pyramide wird bereits seit Jahrzehnten untersucht, gibt der Forschungswelt jedoch weiterhin Rätsel auf.

Erforschung und Restaurierung der Pyramide von innen

Nun hat ein Team um Mohamed Ismail Khaled von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg das Innere der Pyramide genauer erkundet. Die Archäologen reinigten die bereits bekannten Innenräume, stabilisierten die Pyramide von innen und verhinderten einen Einsturz ihres stark beschädigten Unterbaus. Dabei sicherten sie auch die zuvor nicht zugänglichen Grabkammern der Pyramide.

Bei der Restaurierung konnten die Archäologen auch die ursprünglichen Dimensionen der Pyramide vermessen und den Grundriss der Vorkammer der eigentlichen Grabkammer freilegen, deren Wände im Laufe der Zeit größtenteils zerstört worden waren. Im Zuge ihrer Arbeiten ersetzten die Forschenden die Wände durch neue Stützmauern und gruben von dort aus weiter.

Mohamed Khaled in der Pyramide von Sahura
Mohamed Khaled leitet die Ausgrabungen an der Pyramide von Sahura. © Egyptian Ministry of Tourism & Antiquities / Lutz Ziegler

Wohin führt dieser Gang?

Dabei fanden Khaled und seine Kollegen Spuren eines niedrigen Gangs, dessen Existenz in Fachkreisen umstritten war: Der britische Ägyptologe John Perring hatte den Gang bereits während einer Grabung im Jahr 1836 bemerkt, er sei jedoch voller Schutt und durch Verfall unbetretbar gewesen, berichtete er damals. Perring vermutete, dass er zu Lagerräumen geführt haben könnte. Um 1907 erforschte der deutsche Ägyptologe Ludwig Borchardt die Pyramide weiter und stellte aufgrund seiner Beobachtungen Perrings Vermutungen in Frage – andere Experten schlossen sich Borchardts Meinung an.

Der überraschende Fund von Khaleds Team bestätigt nun Perrings Beobachtungen: Die Forschenden legten den Gang frei und fanden dahinter bislang acht Lagerräume. Zwar seien die nördlichen und südlichen Teile und insbesondere die Decke und der ursprüngliche Boden stark beschädigt, es seien jedoch noch Reste der ursprünglichen Wände und Teile des Bodens zu sehen, berichten Khaled und seine Kollegen. Sie gehen davon aus, dass die Lagerräume die königlichen Grabbeigaben enthielten.

Rückschlüsse aus Kartierung der Sahura-Pyramide

Die Archäologen restaurierten die Räume sorgfältig, damit sie für künftige Studien und theoretisch auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Währenddessen vermaßen die Wissenschaftler die Räume wiederholt mit 3D-Laserscannern. Die Technologie ermöglichte ihnen eine umfassende Kartierung der Pyramide, sowohl der weitläufigen Außenbereiche als auch der engen Gänge und Kammern im Inneren. Gleichzeitig dokumentierten die Scans den Fortschritt ihrer Erkundungen.

Die Entdeckungen haben das wissenschaftliche Verständnis für die Architektur und das Innenleben der Pyramide verbessert. Zugleich werfen die Funde ein neues Licht auch auf andere ägyptische Pyramiden. Die Forschenden sprechen von einem „bedeutenden Meilenstein“ im Verständnis der historischen Bedeutung der Sahura-Pyramide. Die in ihr entdeckten Lagerräume liefern neue Erkenntnisse darüber, wie sich die Pyramidenstrukturen in Ägypten historisch entwickelt haben.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

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