Falsches Bild: Der durch seine Eismumie berühmte Kupferzeitmann „Ötzi“ sah anders aus als gedacht, wie eine neue Genomanalyse enthüllt. Demnach hatte Ötzi eine Glatze und deutlich dunklere Haut als in den bisherigen Rekonstruktionen. Seine Hautfarbe entsprach in etwa der seiner heutigen Mumie. Die DNA-Analysen verraten auch, dass Ötzis Erbgut zu fast 90 Prozent von anatolischen Bauern abstammte – das ist mehr als bei den meisten anderen Europäern seiner Zeit. Dies wirft ein neues Licht auf die Bevölkerung im Alpenraum der Kupferzeit.
Die 5.300 Jahre alte Gletschermumie „Ötzi“ ist wahrscheinlich der berühmteste prähistorische Europäer überhaupt – und der am besten untersuchte. Die im Eis konservierten Überreste seines Körpers, seiner Kleidung und seiner Ausstattung haben einzigartige Informationen über Aussehen, Lebensweise, mögliche Todesursachen und sogar seine letzte Mahlzeit geliefert. Im Jahr 2012 brachte eine erste Genomanalyse auch Einblicke in Herkunft und Gesundheit des Kupferzeitmannes. Auf ihnen beruht auch die bisher gängige Rekonstruktion, die Ötzi mit langen braunen Haaren und eher heller Haut zeigt.

Ötzi hatte eine Glatze
Doch jetzt wirft eine genauere und vollständigere Analyse von Ötzis Erbgut ein neues Licht auf den berühmten Kupferzeitmann. Für ihre Studie hatte das Team um Ke Wang vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erneut eine DNA-Probe aus Ötzis Hüftknochen extrahiert und sie mit modernen Hochdurchsatz-Sequenzierern analysiert. Diese ermöglichen eine präzisere Rekonstruktion des Erbguts als es noch vor gut zehn Jahren möglich war und auch das Risiko einer Kontamination durch modernen DNA ist geringer, wie die Forschenden erklären.
Die Analysen liefern einige neue Erkenntnisse zu Ötzis Aussehen – die erste betrifft seine Haare. Bisher zeigten ihn die Rekonstruktionen meist mit vollen, langen Haaren und dichtem Bart. Doch eine in Ötzis Genom entdeckte Genvariante legt nun nahe, dass der Kupferzeitmann bei seinem Tod wahrscheinlich eine Glatze oder höchstens noch einen schütteren Haarkranz hatte. „Das ist ein relativ eindeutiges Ergebnis und könnte auch erklären, warum bei der Mumie fast keine Haare gefunden wurden“, sagt Koautor Albert Zink vom Eurac – Institut für Mumienforschung in Bozen