Bunt statt weiß: Die berühmten Reliefs und Statuen des griechischen Parthenon-Tempels waren früher nicht rein marmorweiß, sondern erstrahlten in leuchtenden Farben, wie Analysen winziger Farbreste auf den Marmoroberflächen belegen. Demnach hatten die antiken Künstler Teile des Parthenon-Frieses mit Ägyptisch-Blau, Purpur und weiteren Farben bemalt. Die bunten Reliefs an den Tempelgiebeln waren dadurch weithin erkennbar – und unterstrichen die religiöse und kultische Bedeutung des Dargestellten.
Ob der Parthenon-Fries, die berühmte Nike-Statue des Louvre oder die Trajanssäule in Rom: Seit Jahrhunderten gelten die weißen Marmorstatuen und Reliefs der griechischen und römischen Antike als Inbegriff klassischer Kunst und Schönheitsideale. Die einfarbigen Oberflächen der Kunstwerke inspirierten die Künstler der Renaissance, darunter Michelangelo, auch ihre Statuen im antiken Stil aus reinem Marmor zu meißeln – ohne Bemalung oder sonstige Verzierungen.

Spurensuche an den „Elgin Marbles“
Doch waren die antiken Kunstwerke wirklich so pur und marmorweiß? Jüngste Erkenntnisse wecken daran zunehmend Zweifel: Konservatoren des Akropolis-Museums in Athen haben vor einigen Jahren winzige Farbreste an einigen Figuren des Parthenon-Frieses entdeckt und auch an anderen Reliefs und Skulpturen wurden Hinweise auf einstige Bemalung gefunden. Könnte der berühmte Giebel-Freis des Parthenon-Tempels demnach in Wirklichkeit bunt bemalt gewesen sein?
Um dieser Frage nachzugehen, haben nun Giovanni Verri vom Art Institute in Chicago und seine Kollegen den Teil des Parthenon-Frieses näher untersucht, der im British Museum in London aufbewahrt wird – auch als „Elgin Marbles“ bekannt. Das Team nutzte unter anderem Röntgenspektroskopie und induzierte Lumineszenz, um Pigmentreste in den Falten, Kerben und Ritzen der 2.500 Jahre alten Marmorkunstwerke aufzuspüren.