Archäologie

Pompeji: Luxuriöses Badehaus freigelegt

Archäologen finden eine der größten privaten Thermen der Römerstadt

römisches Badehaus
Ein Mosaikboden, Steinbänke und rote Wände zieren diesen Raum im neuentdeckten Badehaus einer Vila in Pompeji. © Parco archeologico di Pompei

Spektakulärer Fund: In Pompeji haben Archäologen ein luxuriöses privates Badehaus entdeckt – es ist eines der größten und bestausgestatteten der Stadt. Die römische Therme umfasst ein großes Wasserbecken sowie mehrere Saunen und Ruheräume mit Bänken und farbigen Wandmalereien. Das Badehaus war einst Teil einer großen Villa mit Bankettsaal und angrenzenden Gebäuden, die wahrscheinlich einem reichen und einflussreichen Politiker Pompejis gehörten.

Pompeji ist eine einzigartige Zeitkapsel der Antike: Der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 begrub die römische Stadt unter Asche und Glutlawinen und konservierte Häuser, Alltagsgegenstände und die Überreste vieler Menschen bis heute. In ihren Ruinen haben Archäologen prachtvolle Villen und Prunkkutschen entdeckt, aber auch einen Straßenimbiss, Graffiti und die Skelette von Sklaven. Sogar die DNA eines Vulkanopfers ließ sich noch entschlüsseln.

Frgidarium
Das Frigidarium der Therme enthält ein großes Kaltwasserbecken und ist von roten Säulen eingerahmt. © Parco archeologico di Pompei

Badehaus der Luxusklasse

Jetzt gibt es einen weiteren spektakulären Fund: In einer großen Villa in der sogenannten Regio IX von Pompeji, stieß das Team des Archäologischen Parks Pompeji auf die gut erhaltenen Ruine eines großen Badehauses. „Der Komplex gehört zu den größten und komplexesten privaten Thermen, die bisher in einer pompejanischen Villa gefunden wurden“, berichtet das italienische Kulturministerium. Die an den Ausgrabungen beteiligte Archäologin Sophie Hay bezeichnete die Therme gegenüber der BBC als „Jahrhundertfund“.

Das Badehaus umfasst mehrere Räume mit Mosaikböden aus Marmor, Wasserbecken und farbigen Wandmalereien. Badegäste konnten sich in einem mit Dampf beheizten Caldarium – einer Art Saunaraum mit Becken – aufwärmen oder sich in einem mittelwarmen Raum entspannen, unterhalten oder massieren lassen. Zentraler und größter Raum der Therme war das Frigidarium, ein mit roten Säulen gesäumtes Areal mit Steinbänken und einem zentralen Kaltwasserbecken, groß genug für 20 bis 30 Personen.

Wasserleitung
Becken und Heizungen der Therme wurden von einem komplexen Leitungssystem mit heißem oder kaltem Wasser gespeist. © Parco archeologico di Pompei

Heizungsraum, Boiler und Sklavenarbeit

Ebenfalls erhalten sind jedoch auch die Räume, die die vornehmen römischen Badegäste eher nicht zu sehen bekamen: Hinter dem Caldarium lag der Heizungsraum, in dem Sklaven die Öfen für die Wasserboiler in Gang hielten. Das kalte Wasser kam über eine Leitung von außen hinein und wurde teilweise direkt in den Pool des Frigidariums geleitet, teilweise in großen Boilern über Feuern erhitzt. Ein komplexes System von Ventilen und Leitungen regelte die Verteilung des warmen und kalten Wassers in der Therme.

„Das Eindrucksvollste an diesen Ausgrabungen ist der starke Kontrast zwischen dem Leben der Sklaven und dem der sehr Reichen“, berichtet Hay in der BBC. „Hier sehen wir dies ganz deutlich – das luxuriöse Leben im Badehaus einerseits und der Heizungsraum andererseits, in dem Sklaven den ganzen Tag die Feuer in Gang halten mussten. Nur eine Wand trennte diese beiden unterschiedlichen Welten voneinander.“

Wem gehörte die Villa nebst Badehaus?

Die private Therme grenzte direkt an einen großen Bankettsaal, der bereits im April 2024 von den Archäologen freigelegt wurde. „Dies verdeutlicht, wie sehr solche römischen Villen ihren Besitzern auch als Bühne dienten“, erklärt der Archäologische Park in seiner Mitteilung auf Facebook. „Festlichkeiten mit Bankett und Badehaus waren für die Besitzer wertvolle Gelegenheiten, sich die politische Unterstützung ihrer Gäste zu sichern, die Kandidatur von Freunden oder Verwandten zu bewerben oder auch einfach ihren sozialen Status zu festigen.“

Die Archäologen vermuten, dass die Villa, das Badehaus sowie eine angrenzende Bäckerei und weitere Gebäuden dieses Blocks wahrscheinlich einem gewissen Aulus Rustius Verus gehörten. Dieser reiche und einflussreiche Pompejaner ist unter anderem durch Inschriften bekannt, die für seine Wahl zum Aedile werben. Diese römischen Beamten waren für die öffentlichen Gebäude und die Infrastruktur in ihrem Bezirk zuständig und vergaben Genehmigungen für öffentliche Feste.

Quelle: Parco archeologico di Pompei

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