Archäologie

Woher kam die Kohle auf Blackbeards Schiff?

1718 gesunkenes Schiffswrack des berühmten Piraten ist voller Kohlestückchen

Queen Anne's Revenge
Die "Queen Annes's Revenge" war das Flaggschiff des berühmten Piraten Blackbeard. Um das Wrack des 1718 gesunkenen Schiffs wurde überraschend viel Kohle gefunden. © Qualiesin/ CC-by-sa 4.0

Seltsamer Fund am Meeresgrund: Das 1718 gesunkene Flaggschiff des berühmten Piraten Blackbeard ist von Kohlenstückchen übersät – für ein Segelschiff sehr ungewöhnlich. Woher diese Kohle kommt, haben Forscher nun geklärt. Demnach gehörten die Kohlestückchen gar nicht zur Ladung der „Queen Anne’s Revenge“. Stattdessen gelangten sie von Kohletransportern und Dampfschiffen aus dem amerikanischen Bürgerkrieg ins Meer und sammelten sich dann am gut 150 Jahre älteren Schiffswrack.

Im Jahr 1718 lief das Flaggschiff des berühmten Piraten Blackbeard, auch als Edward Teach bekannt, vor der Küste von North Carolina auf Grund und sank. Erst im Jahr 1996 wurde das Wrack des Schiffs nahe der Küstenstadt Beaufort wiederentdeckt. Seither haben Taucher im Wrack neben Schiffskanonen und anderer Ausrüstung auch Goldkörnchen, Glasperlen und – seltsamerweise – hunderte Stücke Kohle entdeckt.

Blackbeard
Der Pirat Blackbeard im Kampf. © Jean Leon Gerome Ferris/ historisch

Woher kam die Kohle?

Doch was hatte es mit dieser Kohle auf sich? Die Queen Anne’s Revenge war ein Segelschiff, ihrem Antrieb konnte die Kohle daher nicht gedient haben. „Es gibt aber durchaus Gründe, warum auch Segelschiffe damals Kohle an Bord hatten“, erklärt James Hower von der University of Kentucky. So wurde Kohle unter anderem für die Zubereitung der Mahlzeiten oder auch zum Heizen an Bord verwendet. Die große Menge der im Schiffswrack gefundenen Kohle war für ein Segelschiff allerdings ungewöhnlich.

„Wir wollten daher wissen, woher diese Kohle im Wrack gekommen sein könnte, denn in dieser Ära gab es in Amerika noch kaum Kohleabbau in größerem Stil“, erklärt Hower. „Wir mussten daher auch herausfinden, ob die Kohlen überhaupt aus dem Schiff stammt.“ Die Forscher führten daher chemische Analysen an vier aus dem Wrack geborgenen Kohlestücken durch.

Zu früh für gängige Abbaugebiete

Das Ergebnis: Die Kohlestücke unterschieden sich deutlich untereinander. Einige Proben bestanden aus Steinkohle mit einem Kohlenstoffanteil von 87 bis 90 Prozent und einem geringen Gehalt an flüchtigen Substanzen. Bei anderen Proben handelte es sich dagegen um die deutlich härtere, kompaktere Anthrazitkohle, die zu mehr als 90 Prozent aus Kohlenstoff besteht, wie die Forscher berichten. Das legt nahe, dass die Kohlestückchen im Schiffswrack aus unterschiedlichen Quellen stammten.

Aber woher? „Steinkohle mit wenig flüchtigen Anteilen findet sich unter anderem in Virginia“, erklärt Hower. „Diese Kohle war gut zum Kochen geeignet und wurde später auf Dampfschiffen genutzt, weil sie beim Verbrennen nur wenig Rauch abgibt.“ Die qualitativ hochwertigere Anthrazitkohle ist dagegen deutlich seltener und kommt in den USA nur in der Appalachen-Region von Pennsylvania vor.

„Im 19. und 20. Jahrhundert wäre die einfachste Erklärung für beide Arten von Kohlestücken der Kohleabbau in den Appalachen. Aber in der Zeit von Blackbeard gab es diese Abbaugebiete noch nicht“, erklärt Hower. Europäische Siedler entdeckten diese Vorkommen von Anthrazitkohle erst in den späten 1760er Jahren – lange nach dem Untergang von Blackbeards Schiff. Zur Zeit des Piraten wurde Anthrazitkohle primär in Europa abgebaut.

Bürgerkrieg statt Piratenfracht

Doch wie kam die Anthrazitkohle in das Wrack? Und warum waren die am Meeresgrund gefundenen Kohlestückchen so uneinheitlich? Die Lösung des Rätsels ist verblüffend einfach, wie Hower erklärt: Die Kohle war nie auf der Queen Anne’s Revenge. Stattdessen ist der Fund dieser Kohlestückchen im Wrack bloßer Zufall: Das Schiffswrack liegt in der Nähe des Hafens Beaufort, der während des amerikanischen Bürgerkriegs eine wichtige Versorgungstation für kohlebetriebene Dampfschiffe war.

„Die Kohle auf dem Wrack stammt daher wahrscheinlich von Schiffen aus der Bürgerkriegszeit“, sagt Hower. Zwischen 1862 und 1864 steuerten mehr als 450 Schiffe den Hafen von Beaufort an, um dort Kohle zu laden. Dabei gelangten immer wieder Kohlestücke in das flache, von starken Strömungen geprägte Meeresgebiet. Im Laufe der Zeit wurden diese Kohlestücke weggetrieben und sammelten sich an natürlichen Hindernissen am Meeresgrund an – darunter das Wrack der Queen Anne’s Revenge. (International Journal of Nautical Archaeology, 2023; doi: 10.1080/10572414.2022.2101775)

Quelle: University of Kentucky

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Archäologie im Mittelmeer - Auf der Suche nach versunkenen Schiffswracks und vergessenen Häfen Von Michaela Reinfeld

Rätsel der Archäologie - Unerwartete Entdeckungen - Unerforschte Monumente von Luc Bürgin

Top-Clicks der Woche