Archäologie

Spuren auf historischem Krönungsstein

3D-Scans enthüllen unerkannte Details auf dem bei Charles' Krönung genutzten "Stein von Scone"

Stein von Scone
Dieser Stein wurde schon vor knapp 1200 Jahren bei der Krönung der Piktenkönige in Schottland als Thron verwendet. Am 6. Mai 2023 wird er im Krönungsthron von König Charles III. liegen. © Historic Environment Scotland

Spuren der Vergangenheit: Bei der Vorbereitung auf die Krönung von König Charles III. haben Wissenschaftler zuvor unerkannte Markierungen und Bearbeitungsspuren auf dem „Stein von Scone“ entdeckt – einem seit Jahrhunderten symbolträchtigen Teil des britischen Krönungsthrons. Der digitale 3D-Scan des Steinblocks enthüllt unter anderem eingeritzte römische Ziffern, deren Bedeutung noch rätselhaft ist. Auch Werkzeugspuren, Reste einer Kupferlegierung und eines Gipsabdrucks traten zutage.

Der „Stein von Scone“, auch Schicksalsstein genannt, war schon bei den schottischen Pikten ein zentraler Teil des Krönungsrituals. Auf diesem rechteckigen, rund 150 Kilogramm schweren Sandsteinblock nahmen ab dem neunten Jahrhundert die Herrscher bei ihrer Krönung Platz. Der Krönungsstein symbolisierte Macht, die Verbindung zum Volk und ihm wurden magische Kräfte zugeschrieben. Im 13. Jahrhundert ließ der englische König Edward I. den Steinblock jedoch nach London bringen, wo er fortan Teil des Krönungsstuhls in der Westminster Abbey war.

Krönungsstuhl
Der Stein von Scone war jahrhundertelang Teil des Krönungsstuhls von Edward I. aus dem 13. Jahrhundert. © RockingStock/ Getty images

Auch bei der Krönung von Elisabeth II. im Jahr 1953 lag der Steinblock unter ihrem Krönungsstuhl. Erst im Jahr 1996 wurde der Krönungsstein wieder an Schottland zurückgegeben. Dort wird er seither zusammen mit den schottischen Kronjuwelen im Schloss von Edinburgh aufbewahrt.

Römische Ziffern am Krönungsstein

Für die Krönung von König Charles III. am 6. Mai 2023 wird der Krönungsstein der Pikten nun erneut zum Einsatz kommen. Bevor er jedoch nach London gebracht wurde, haben Wissenschaftler der Stiftung Historic Environment Scotland (HES) den Krönungsstein noch einmal gründlich untersucht und mithilfe hochauflösender Scans ein digitales 3D-Modell erstellt. „Es ist wirklich spannend, neue Informationen über ein so einzigartiges und für die schottische Geschichte so bedeutendes Objekt wie den Schicksalsstein zu erhalten“, sagt HES-Forschungsleiter Ewan Hyslop.

Die hochauflösenden Scans enthüllten einige zuvor unerkannte Markierungen und Bearbeitungsspuren auf der Oberfläche des Krönungssteins. Darunter sind auch einige Ritzspuren, die römischen Ziffern ähneln. „Die Entdeckung dieser zuvor nicht dokumentierten Markierungen ist bedeutsam, auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen können, welchem Zweck sie dienten oder was sie bedeuten“, sagt Hyslop. „Aber sie bieten spannende Ansatzpunkte für weitere Forschung.“

Spuren von Werkzeugen, Kupfer und Gips

Einige weitere Einkerbungen auf dem Krönungsstein erwiesen sich als Werkzeugspuren – wahrscheinlich noch aus der Ära der Pikten. „Die große Detailgenauigkeit der digitalen Bildgebung hat bestätigt, dass der Stein von Scone einst von mehr als einem Steinmetz und mit einer Reihe verschiedener Werkzeuge zurecht gehauen wurde“, berichtet Hyslop. Geochemische und mineralogische Analysen bestätigen zudem, dass der Steinblock aus einer Sandstein-Formation nahe dem schottischen Scone stammt – dem Ort, an dem die Pikten ihre Könige krönten.

Krönungsstein 3D-Modell
Das hochaufgelöste Digitalmodel macht kleinste Spuren auf der Oberfläche des Krönungssteins sichtbar. © Historic Environment Scotland

Aus Röntgenfluoreszenz-Analysen geht hervor, dass eine dunkle Verfärbung an der Oberseite des Steinblocks Spuren einer Kupferlegierung enthält. An dieser Stelle könnte demnach einst ein Bronze- oder Messingobjekt längere Zeit auf dem Stein gelegen haben. Die Untersuchungen zeigten zudem mikroskopische Spuren von Gips, die die Poren des Sandsteins an verschiedenen Stellen füllen. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese Gipsreste zurückblieben, als irgendwann in der Vergangenheit Gipsabdrücke des Krönungssteins erstellt wurden.

„Noch haben wir nicht alle Antworten“

„Die mithilfe modernster Technologien durchgeführten Analysen haben uns damit einige spannende Hinweise auf die Geschichte des Steins geliefert“, sagt Hyslop. „Noch haben wir zwar nicht alle Antworten, aber schon das jetzt von uns Entdeckte zeugt von der langen Geschichte des Steins und seinen verschiedenen Nutzungen. Gleichzeitig liefert es wichtige Informationen über seine Herkunft und Authentizität.“

Der Stein von Scone wird nun für den Transport nach London vorbereitet. Bei der Krönung von Charles III. wird der Schicksalsstein zwischen den Beinen des Krönungssessels liegen und damit seinen Status als nomineller König der Schotten symbolisieren.

Quelle: Historic Environment Scotland

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