Reicher Schatz: Bei Ausgrabungen in einer Wikingersiedlung nahe Stockholm haben Archäologen einen unerwartet reichen Silberschatz entdeckt. Er besteht aus silbernen Hals- und Armreifen sowie zwölf zu Anhängern umgearbeiteten Silbermünzen, die vor rund 1.000 Jahren unter dem Holzboden eines Wikingerhauses vergraben worden waren. Die Münzen stammen teilweise aus dem Nahen Osten und zeugen von den weitreichenden Verbindungen der Wikinger.
Vor rund tausend Jahren dominierten die Wikinger weite Teile Nordeuropas. Sie navigierten ihre Schiffe über den Atlantik bis nach Grönland und Nordamerika und waren als Krieger und Eroberer gefürchtet. Gleichzeitig etablierten die „Nordmänner“ aber auch ein weitreichendes Netz von Handelsbeziehungen, das bis in den Nahen Osten reichte. Zahlreiche aus fernen Regionen importierte Beigaben und Schmuckstücke zeugen von diesen Fernverbindungen.
Einen besonderen Fund haben nun schwedische Archäologen bei Ausgrabungen in der ehemaligen Wikingersiedlung Träby bei Stockholm gemacht. In dieser Siedlung hat das Team um Maria Lingström vom Nationalgeschichtlichen Museum Schwedens bereits die Überreste von mehr als 20 Gebäuden gefunden. Deren Nutzung beginnt etwa im Jahr 400 und erstreckt sich über die Wikingerära bis ins frühe Mittelalter.
Silberschatz unterm Fußboden
Unter dem Holzfußboden eines der Gebäude haben die Archäologen jetzt einen vor rund 1.000 Jahren dort versteckten Silberschatz entdeckt. In den Resten eines Keramiktropfs fanden die Forschenden acht kunstvoll gefertigte silberne Halsreifen, silberne Armreifen, einen Ring, zwei Perlen und zwölf Silbermünzen. „Als ich begann, vorsichtig die Halsringe zu bergen, hatte ich das Gefühl, es hört gar nicht mehr auf“, sagt Lingström.
„Das ist ein Fund, den man wahrscheinlich nur einmal im Leben macht“, so die Archäologin. Die geflochtenem, aus massivem Silber bestehenden Halsreifen sind trotz ihres Alters von rund tausend Jahren ungewöhnlich gut erhalten. Sie sahen fast aus wie neu, sagt Lindström. Die Silbermünzen waren von den Wikingern zu Anhängern umgearbeitet worden. Vor dem Vergraben hatten sie diese Münzanhänger getrennt vom restlichen Schmuck in einem eigenen kleinen Leinenbeutel verwahrt.
In der Nähe des vergrabenen Silberschatzes entdeckten die Archäologen noch weitere Objekte, darunter Amulettringe, Pfeile und Mahlsteine.
Silbermünzen mit Seltenheitswert
Nähere Untersuchungen der Silbermünzen enthüllten einige Besonderheiten. So stammten gleich mehrere Münzen aus Mitteleuropa und England, fünf von ihnen sogar aus dem Nahen Osten: Es handelte sich um arabische Dirham, wie die Archäologen berichten. Dies bestätigt erneut die weitreichenden Handelsbeziehungen zwischen dem Skandinavien der Wikingerzeit und dem Mittelmeerraum.
Eine Silbermünze aus dem Träby-Schatz erwies sich sogar als echte Rarität. Denn sie wurde vor rund tausend Jahren in der Stadt Rouen in der Normandie geprägt und ist extrem selten: Bisher war dieser Münztyp nur von einer Zeichnung aus dem 18. Jahrhundert bekannt, wie Jens Christian Moesgaard von der Universität Stockholm berichtet. Die in der schwedischen Wikingersiedlung entdeckte Silbermünze ist der erste Fund dieses Geldstücks überhaupt.
Zum Schutz vergraben
Doch warum die Wikinger ihre kostbarsten Schmuckstücke unter dem Fußboden ihres Hauses begruben, ist noch unklar. Die Archäologen vermuten aber, dass dies zum Schutz vor Diebstahl geschah. „Gängiger Interpretation nach haben Menschen ihre Schätze vor allem in schwierigen und turbulenten Zeiten versteckt und vergraben“, erklärt der Archäologe John Hamilton. Typische Auslöser sind drohende Kriege, interne Konflikte oder auch Notzeiten.
„Was genau hier der Fall war, müssen wir aber erst noch herausfinden“, sagt Hamilton. Die Ausgrabungen in der Wikingersiedlung Träby gehen noch weiter, daher sind auch weitere spannende Funde nicht ausgeschlossen.
Quelle: The Archeologists – National Historical Museum