Tiefes Grab: In der Tiefsee nahe der Philippineninsel Samar hat eine Tauchexpedition das Wrack des lange gesuchten US-Geleitzerstörers „USS Samuel B. Roberts“ entdeckt. Das 1944 gesunkene Schiff liegt in 6.895 Meter Tiefe auf dem Meeresgrund und ist damit das tiefste identifizierte Schiffswrack der Welt. Das Wrack in dieser Tiefe zu finden, war nur mithilfe eines speziellen Tiefseesonars möglich, der erstmals auch in mehr als 6.000 Meter Wassertiefe arbeiten kann.
Im Laufe der Geschichte ist der Meeresgrund zur letzte Ruhestätte unzähliger gesunkener Schiffe geworden. Vor allem in den flachen, viel befahrenen Küstengewässern liegen unzählige antike und neuzeitliche Schiffswracks – vom berühmten Wrack von Antikythera über königliche Flaggschiffe und mittelalterliche Lastensegler bis hin zur Titanic. Auch die Schiffe einiger berühmter Entdecker wie Vasco da Gama, John Franklin oder Ernest Shackleton wurden am Meeresgrund entdeckt.
Deutlich schwerer wird die Suche nach versunkenen Schiffen allerdings, wenn diese nicht im Flachwasser sinken, sondern in tiefen Meeresgebieten. Ihre Wracks sind dann für Taucher nicht erreichbar und das wenige in die Tiefe dringende Licht macht die Schiffsreste unsichtbar.
Im Zweiten Weltkrieg gesunken
Ein solcher Fall ist auch die „USS Samuel B. Roberts“. Dieser 1943 gebaute Geleitzerstörer der US-Marine spielte im Zweiten Weltkrieg eine prominente Rolle. Das gut 90 Meter lange Kriegsschiff wurde als Teil der US-Pazifikflotte in den Philippinen gegen die japanische Flotte eingesetzt. Bei der Schlacht von Samar im Oktober 1944 sah sich der Zerstörer drei weit größeren, besser bewaffneten japanischen Kriegsschiffen gegenüber. Die „Samuel B. Roberts“ schaffte es dennoch, diese schwer zu beschädigen.
Allerdings bekam auch die „Samuel B. Roberts“ schwere Treffer ab und sank daraufhin vor der Insel Samar. 120 Mann der Besatzung konnten knapp vorher noch evakuiert werden, 89 Männer starben beim Untergang. Die Angaben dazu, wo genau das Schiff sank, waren jedoch ungenau und widersprüchlich, weshalb die letzte Ruhestätte des Schiffs und der mit ihr versunkenen Toten lange nicht gefunden wurde.
Spezielles Tiefsee-Sonar spürt das Wrack auf
Erst jetzt hat ein Team von Unterwasser-Experten das berühmte Schiffswrack aufgespürt. „In einer Kombination aus Detektivarbeit und innovativer Technologie haben alle zusammen dazu beigetragen, die letzte Ruhestätte dieses tapferen Schiffs zu finden“, sagt Projektleiter Kelvin Murray von EYOS Expeditions. Nachdem sie mittels historischer Recherchen den Suchbereich eingegrenzt hatten, führte das Team von EYOs und Caladan Oceanic Mitte Juni 2022 mehrere Tauchgänge mit einem speziellen Unterseeboot durch.
Entscheidend für den Fund war dabei ein speziell für die Tiefsee konstruiertes Sonargerät. Während die meisten kommerziell erhältlichen Sonaranlagen nur bis rund 6.000 Meter Wassertiefe arbeiten, ist dieser Sidescan Sonar für den Einsatz in U-Booten und in großen Tiefen angepasst. Mit ihm konnte das Team trotz Dunkelheit den Meeresgrund der Tiefsee vor der Philippineninsel absuchen.
Am Meeresgrund in 6.895 Meter Tiefe
Am 18. Juni 2022 wurde die Suchexpedition fündig: Das Sonar zeigte erste Schiffstrümmer am Meeresgrund, darunter eine Drillingsgruppe Torpedorohre, wie sie auch die „Samuel B. Roberts“ besaß. Einige Tage später entdeckten die Unterwasserexperten dann auch das Wrack des Geleitzerstörers: Das gut 90 Meter lange Schiff war in zwei große Teile zerbrochen, die rund zehn Meter voneinander entfernt an einem leicht geneigten Unterwasserhang lagen.
Das berühmte Wrack liegt in einer Tiefe von 6.895 Metern – es ist damit das tiefste jemals gefundene und identifizierte Schiffswrack weltweit. „Es war eine herausfordernde und spannende Expedition – und eine außerordentliche Ehre, dieses unglaublich berühmte Schiff finden zu dürfen“, sagt Tauchbootpilot Victor Vescovo von Caladan Oceanic. Das Wrack wird am Meeresgrund bleiben, alle Filme, Fotos und Daten zum Fund hat das Team der US Navy zur weiteren Erforschung und Aufbewahrung übergeben.
Nächstes Ziel: Mariannengraben
Die Unterwasserforscher werden schon in den nächsten Tagen zur nächsten Expedition aufbrechen. Dabei wollen sie ihr Tauchboot und sein Spezial-Sonar erstmals in den Mariannengraben bringen und dort noch unerforschte Bereiche kartieren. Auch bis zum gut 11.000 Meter tiefen Grund des Challengertiefs will das Team dabei hinabtauchen.
Quelle: EYOS