Aufwendige Fertigung: Archäologen haben herausgefunden, wie die berühmte Himmelsscheibe von Nebra ihre Form erhielt. Demnach konnte die 3.600 Jahre alte Bronzescheibe nicht einfach gegossen werden, sondern musste in einem langwierigen Schmiedeprozess in Form gebracht werden. Mehr als zehnmal musste der Rohling dafür auf rund 700 Grad erhitzt und dann in Form gehämmert werden, solange er heiß genug war. Dieser aufwendige Warmschmiedeprozess ist herausragend für die damalige Zeit.
Vor rund 3.600 Jahren fertigten Menschen im bronzezeitlichen Mitteldeutschland ein einzigartiges Kunstwerk an: die Himmelsscheibe von Nebra. Diese rund 30 Zentimeter groß, flache Scheibe aus Bronze ist mit goldenen Applikationen verziert, die Sterne, die Sonne und die Mondsichel darstellen. Sie gilt als die älteste konkrete Himmelsdarstellung der Welt und gehört heute zum UNESCO-Dokumentenerbe. Gleichzeitig ist sie eines der am intensivsten untersuchten archäologischen Objekte überhaupt. Dennoch gibt die Himmelsscheibe von Nebra noch immer einige Rätsel auf.

Gießen alleine reicht nicht
So blieb bisher ungeklärt, wie die tellergroße, aber nur wenige Millimeter dünne Bronzescheibe hergestellt wurde. „Es kann ausgeschlossen werden, dass die Scheibe ein reines Gussprodukt war“, erklären Projektleiter Harald Meller vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt und sein Team. Denn der geringe Zinn- und Arsengehalt der Bronze machte das Metall selbst im geschmolzenen Zustand zähflüssig. Es ließ sich daher nicht dünn genug ausgießen.
Um herauszufinden, wie die Himmelsscheibe ihre endgültige Form erhielt, haben Meller, Erstautor Sebastian Dieck von DeltaSigma Analytics und ihre Kollegen eine winzige, bereits 2002 entnommene Probe der Bronze noch einmal mit modernsten metallurgischen Analysemethoden untersucht. Mithilfe von Röntgenspektroskopie und Elektronenstreuung machten sie die Mikrostruktur des Metalls sichtbar und gewannen so Aufschluss über die thermische und mechanische Bearbeitung der Bronze.