Feuriges Ende: Archäologen haben herausgefunden, wie die biblische Stadt Gat ihr Ende fand – die Hauptstadt der Philister und Heimat des legendären Kämpfers Goliath. Analysen enthüllen, dass diese einst mächtige Metropole nicht allmählich verfiel, sondern um 830 vor Christus einem Großbrand zum Opfer fiel. Indiz dafür liefern Lehmziegel, die damals der starken Hitze dieser Feuer ausgesetzt waren. Dies konservierte den Zeitpunkt des Brandes und ermöglichte es den Archäologen, die Ereignisse zu rekonstruieren.
Der im südlichen Israel gelegenen Siedlungshügel Tell es-Safi gilt als Überrest der biblischen Stadt Gat – der Hauptstadt der Philister. Diese Metropole erstreckte sich vor rund 3.500 bis 2.800 Jahren über mehr als 50 Hektar und war damit deutlich größer als das damalige Jerusalem. Laut biblischer Überlieferung stammte auch Goliath aus Gat, der von David im Kampf besiegte Philister-Krieger. In den letzten Jahren haben Archäologen in Tell es-Safi bereits Reste des Stadttores und weiterer Großbauten von Gat ausgegraben.
Abruptes Ende oder allmählicher Niedergang?
Doch eine Frage war bisher offen: Wie endete die einst so bedeutende Metropole Gat? Klar scheint, dass diese Stadt im neunten Jahrhundert vor Christus einen Niedergang erlebte und weniger später zum größten Teil zerstört war. So wurden bei den Ausgrabungen in Tell es-Safi keine archäologischen Bauten oder Objekte aus der Zeit nach etwa 750 vor Christus gefunden. Dazu passen biblische Berichte von einer Eroberung der Stadt Gat durch König Hasael von Damaskus.
Ob Gat bei diesem Angriff zerstört wurde oder ob die Philister-Metropole erst nach und verfiel, weil die Bewohner größtenteils geflohen waren, ist jedoch strittig. Eines der Probleme dabei: Man weiß nicht, ob die Lehmziegel der Gebäude vor dem Bau gebrannt wurden oder nicht. Dadurch konnten Archäologen nicht eindeutig feststellen, ob die Philister-Metropole beim Angriff von Hasael in Flammen aufging oder nicht. Denn ob die Ziegel vor oder nach dem Verbauen erhitzt worden waren, ließ sich nicht eindeutig ermitteln.
„Zu jener Zeit nutzten die Bewohner Mesopotamiens und anderer Regionen zwar schon Ziegel, die für bessere Härte und Haltbarkeit in Öfen gebrannt worden waren“, erklärt Erstautor Yoav Vaknin von der Universität Tel Aviv. „Die meisten Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass sich die Technologie des Ziegelbrennens in Israel erst sehr viel später etablierte, wahrscheinlich erst zur Zeit der römischen Eroberung.“
Was Lehmziegel verraten
Mehr Klarheit liefert jetzt eine von Vaknin und seinem Team entwickelte Methode der Magnetanalyse. Ähnlich wie frühere Verfahren beruht sie auf der Tatsache, dass einige im Lehm enthaltene Minerale wie winzige Kompassnadeln reagieren: Sie richten sich nach dem herrschenden Magnetfeld aus. Wenn dann die Ziegel gebrannt werden, wird diese Ausrichtung fixiert und erlaubt Rückschlüsse über Zeit und Ort des Erhitzens. Allerdings funktionierte dieser Nachweis bisher nur, wenn der Lehm auf mehr als 500 Grad erhitzt worden war.
„Unser Ansatz ermöglicht es dagegen, auch schon ein Erhitzen bei sehr viel niedrigeren Temperaturen nachzuweisen“, erklärt Vakin. „Wir können schon Veränderungen des magnetischen Signals bei Temperaturen ab rund 100 Grad detektieren, ab 200 Grad ist unsere Methode ziemlich genau.“ Außerdem lässt sich damit feststellen, in welcher Ausrichtung ein Ziegel lag, als er erhitzt wurde. Für ihre Studie hat das Team 13 Lehmziegel untersucht, die aus verschiedenen Stellen einer Mauer im zentralen Bereich von Gat stammen sowie zusätzliche Ziegelbruchstücke aus nahebei liegenden Trümmern.
Spuren einer Brandkatastrophe
Die Analysen enthüllten: Entgegen früheren Annahmen bestanden die Mauern von Gat offenbar aus ungebrannten Lehmziegeln. Die vermeintliche Signatur des Ziegelbrennens stammte demnach nicht vom Erhitzen im Ofen, sondern von einem Brand, der die Ziegelsteine erst nach dem Verbauen erhitzte, wie die Archäologen berichten. Auch ein Teil des Gebäudes muss bei diesem Brand eingestürzt sein, wie Analysen der Trümmer nahelegten.
Indizien dafür lieferte die Magnetisierung der Ziegelsteine: „Wenn Maurer gebrannte Ziegelsteine verwenden, liegen sie in der Wand später in zufälliger, durcheinander gewürfelter Magnetausrichtung“, erklärt Vaknin. „Wenn aber ungebrannte Steine in der Mauer erhitzt werden, zeigen die dabei fixierten Magnetfelder alle in die gleiche Richtung.“ Genau dies sei bei den Mauersteinen von Gat der Fall. Die knapp 3.000 Jahre alten Ziegelsteine verrieten sogar, dass das Feuer in Bodennähe weniger heiß brannte als in den höheren Mauerbereichen und in Dachnähe.
Feuriges Ende einer Metropole
„Diese Ergebnisse sind sehr wichtig, um das Ausmaß der Zerstörung in Gat zu verstehen – der größten und mächtigsten Stadt Israels zu jener Zeit“, sagt Koautor Aren Maeir von der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan. Nach Ansicht der Archäologen belegen ihre Analysen, dass die Philister-Hauptstadt weder aus gebrannten Ziegeln erbaut war, noch dass sie allmählich verfiel. Stattdessen muss es etwa um die Zeit des Krieges mit König Hasael einen größeren Brand in Gat gegeben haben, der in relativ kurzer Zeit große Teile der Stadt zerstört haben könnte.
Gleichzeitig bestätigen die Resultate, dass die Methode des Ziegelbrennens im Israel der Bronze- und Eisenzeit noch nicht gängig war. (PLoS ONE, 2023; doi: 10.1371/journal.pone.0289424)
Quelle: Tel-Aviv University