Neue Menschenart: In Asien gefundene Fossilen werfen den Menschen-Stammbaum durcheinander. Denn diese Frühmenschen passen zu keiner bekannten Art. Deshalb haben Paläoanthropologen die asiatischen Vertreter der Gattung Homo nun neu geordnet und eine neue Spezies ergänzt: Homo juluensis – der „Großschädelige“ – umfasst mehrere Frühmenschen-Fossilien aus der Zeit vor 300.000 bis 50.000 Jahren. Auch bekannte Formen wie den Denisova-Menschen ordnen sie dieser neuen Spezies zu.
Die Anfänge unserer menschlichen Gattung sind alles andere als geradlinig. Schon in Afrika, in der Wiege der Menschheit, entwickelten sich vor rund zwei Millionen Jahren gleich mehrere Frühmenschenarten parallel, darunter Homo rudolfensis, Homo ergaster, Homo naledi und Homo erectus. Letzterer gilt als die erste Frühmenschenart, die Afrika verließ und sich über Eurasien ausbreitete. Zusätzlich gibt es jedoch weitere Fossilien, deren Zuordnung ungeklärt ist, weil ihre Merkmale in keine der etablierten Arten passen.

Lücken und Ungereimtheiten
Dies gilt besonders für Frühmenschenfunde in Asien. Im Laufe der letzten Jahre haben Paläoanthropologen dort immer wieder Fossilien entdeckt, die nicht zum Homo erectus passen, aber derer Merkmale zu archaisch für den Homo sapiens sind. „Es ist inzwischen offensichtlich, dass die morphologische Vielfalt unter den spätpleistozänen Homininen-Fossilien aus dem östlichen Asien größer ist, als wir erwartet haben“, konstatieren Christopher Bae von der University of Hawaii und Xiujie Wu von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.
Für einige dieser asiatischen Frühmenschen wurden inzwischen eine eigene Spezies geschaffen, darunter der zwergenhafte „Hobbitmensch“ Homo floresiensis von der Insel Flores, der auf den Philippinen entdeckte Frühmensch Homo luzonensis und der Frühmensch Homo longi aus Harbin in China. Doch andere Funde wurden bisher nur der Gattung Homo zugeordnet, nicht aber einer Art – dies gilt auch für den noch immer rätselhaften Denisova-Menschen.