Zoologie

50.000ste Spinnenart entdeckt

Wahre Artenzahl der achtbeinigen Jäger liegt vermutlich doppelt so hoch

Springspinne
Diese Springspinne der Spezies Guriurius minuano ist die weltweit 50.000ste offiziell entdeckte und beschriebene Spinnenart. © Damián Hagopián

Runde Summe: 50.000 Spinnenarten sind inzwischen bekannt und beschrieben – die 50.000ste wurde gerade dem offiziellen „World Spider Katalog“ gemeldet. Bei der neuen Spinnenart handelt es sich um eine Springspinne aus Südamerika. Doch damit die wahre Artenvielfalt der Spinnen noch lange nicht erfasst: Es könnte noch mindestens 50.000 weitere, unentdeckte Spezies dieser vielfältigen Arthropodengruppe geben, wie Biologen berichten.

Spinnen sind ein Erfolgsrezept der Natur: Es gibt sie in allen Klimazonen und Höhenlagen und auch die Vielfalt ihrer Lebens- und Jagdweisen ist enorm. Die Spanne reicht von Webspinnen mit kunstvollen Netzen über Flickflack schlagende Wüstenspinnen bis zu tödlichen Giftproduzenten. Weltweit vertilgen die achtbeinigen Räuber dabei jährlich ähnlich viel Beute wie alle Wale in unseren Weltmeeren zusammen – ihr Speiseplan umfasst kleinsten Mücke ebenso wie Schlangen, Fledermäuse und andere Wirbeltiere.

Sprunggewaltiger Jäger

Jetzt haben Biologen die 50.000ste Spinnenart entdeckt und in das globale Verzeichnis des World Spider Catalog (WSC) in Bern eingetragen. Die Guriurius minuano getaufte Spezies kommt im südlichen Brasilien, in Uruguay und Teilen Argentiniens vor. Die Spinnenforscherin Kimberly Marta und ihre Kollegen aus Brasilien widmeten den Artnamen damit dem ausgestorbenen Volk der Minuane, die in diesem Gebiet lebten.

Die neue Spinnenart stellt ihrer Beute auf Sträuchern und Bäumen nach. Als Vertreterin der Springspinnen ist sie ein Lauerjäger und wart, bis ihre großen, scheinwerferartigen Augen ein sich nahendes Insekt ausmachen. Auch das gute, erstaunlich weitreichende Gehör hilft den Springspinnen dabei, ihre Beute zu orten. Hat sie eine geeignete Beute entdeckt, überwältigt die Spinne sie mit einem weiten Sprung.

Die Hälfte aller Spinnenarten ist noch unbekannt

Doch so artenreich und verbreitet die bekannte Spinnenwelt auch ist – die 50.000 Arten repräsentieren noch lange nicht die ganze Vielfalt der achtbeinigen Jäger. „Wir schätzen, dass es noch ungefähr 50.000 weitere Spinnenarten zu entdecken gibt“, erklären Spinnenforscher des Naturhistorischen Museums Bern, die den World Spider Catalog betreuen. In ihm ist die gesamte wissenschaftliche Literatur zur Taxonomie der Spinnen erfasst und alle bekannten Spezies katalogisiert.

Die erste taxonomische Beschreibung einer Spinnenart erfolgte im Jahr 1757 – bis die 50.000 voll wurden, hat es demnach 265 Jahre gedauert. Allerdings hat sich das Tempo der Artneubeschreibungen seither kontinuierlich erhöht. Fachleute schätzen daher, dass die internationale Gemeinschaft für die restlichen rund 50.000 Spinnenarten möglicherweise nicht einmal 100 Jahre benötigen wird – vorausgesetzt, diese Spezies sterben nicht schon aus, bevor sie gefunden werden. Denn ähnlich wie die Insekten sind auch die Spinnen vielerorts von einem starken Rückgang betroffen.

Quelle: Naturhistorisches Museum Bern

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