Paläontologie

Ältester Python der Welt gefunden

47 Millionen Jahre altes Fossil aus Messel spricht für Ursprung der Riesenschlangen in Europa

Messel-Python
Die in der Grube Messel entdeckte Pythonart Messelopython freyi ist der älteste bekannte fossile Nachweis eines Pythons weltweit. © Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Spannende Entdeckung: Paläontologen haben in der Grube Messel bei Darmstadt das älteste bekannte Fossil eines Python gefunden – die etwa einen Meter lange Riesenschlange lebte vor 47,5 Millionen Jahren. Ihr Fund wirft ein ganz neues Licht auf die Evolution der Pythons. Denn bisher vermutete man, dass diese Schlangen auf dem Südkontinent Gondwana entstanden. Das neue Pythonfossil legt nun einen Ursprung in Europa nahe.

Riesenschlangen wie Boas, Pythons und Anakondas erreichen Längen von mehr als sechs Metern und können selbst große Beutetiere im Ganzen verschlingen. Dank ihrer Infrarotsensoren können sie zudem ihre Beute mittels Wärmebild aufspüren. Heute kommen die Riesenschlagen nur in warmen Gefilden vor, aber Fossilfunde belegen, dass es zumindest vor 15 bis 20 Millionen Jahren auch Pythons im Gebiet des heutigen Deutschland gab.

Woher stammen die Riesenschlangen?

Rätselhaft ist jedoch der Ursprung der Riesenschlangen. Genvergleiche legen nahe, dass sich die Vorfahren der Boas und Pythons vor rund 40 Millionen Jahren voneinander trennten. Wo dies geschah und wo sich dann die beiden Linien weiterentwickelten, ist strittig. Weil aber Boas heute vorwiegend in der Neuen Welt vorkommen, Pythons dagegen in Afrika, Asien und Australien, vermutete man auch eine räumlich getrennte Evolution.

Schon Anfang 2020 weckte jedoch ein Fossilfund in der Grube Messel Zweifel an diesem Szenario. Denn Forscher entdeckten eine gut 47 Millionen Jahre alte Boa – und damit eine Art, die gängiger Ansicht nach im urzeitlichen Amerika ihre Heimat haben müsste. Bei den Pythons wird diskutiert, ob ihre Wurzeln einst auf dem Südkontinent Gondwana oder aber dem nördlichen Kontinent Laurasia lagen – der Landmasse, aus der später auch Europa hervorging.

In Europa statt auf dem Südkontinent

Jetzt schafft der neue Fossilfund mehr Klarheit – wirft aber auch neue Fragen auf. Bei Ausgrabungen in der Grube Messel haben Krister Smith von der Goethe-Universität Frankfurt und Hussam Zaher von der Universität in São Paulo die gut erhaltenen Relikte einer rund 47,5 Millionen Jahre alten Pythonart entdeckt. Die Messelopython freyi getaufte Spezies ist der älteste bekannte Fund dieser Riesenschlangen weltweit.

Messelpython
Das Fossil von Messelopython freyi ist gut erhalten. © Hessisches

„Diese Entdeckung belegt, dass die Pythonschlangen schon im Paläogen in Europa präsent waren“, konstatieren die Paläontologen. „Das hat einen bedeutenden Einfluss auf unsere Sicht der evolutionären Geografie dieser Tiergruppe. Denn ohne diesen Fund wäre die Stammeslinie der Pythonschlangen fest in Gondwana verankert. Messelopython freyi jedoch verlegt die Wurzeln der Pythons nach Laurasia und wiederlegt die Gondwana-Theorie.“

Wann und warum trennten sich Boas und Pythons?

Und noch eine frühere Annahme scheint der neue Schlangenfund zu widerlegen: Boas und Pythons haben sich offenbar doch nicht so räumlich getrennt entwickelt wie man bislang dachte. „In Messel lebten sowohl Messelopython freyi, als auch ursprüngliche Boas, wie Eoconstrictor fischeri, in einem Ökosystem“, sagt Smith. „Diese Entdeckung ist angesichts der heutigen Verbreitung dieser Schlangen vollkommen unerwartet.“

Warum und wie sich die Boas und Pythons nach diesem Zusammenleben vor 47 Millionen Jahren so radikal trennten, ist nun erneut unklar. „Die These, dass die beiden Schlangenfamilien konkurrieren und sich daher keinen Lebensraum teilen können, muss überdacht werden“, sagt Smith. Auch eine beispielsweise von der Plattentektonik erzwungene räumliche Trennung erscheint angesichts des gemeinsamen Vorkommens auf engem Raum eher unwahrscheinlich. (Biology Letters, 2020; doi: 10.1098/rsbl.2020.0735)

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt

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