Lebender Zeuge der Geschichte: Im Hochland Nord-Griechenlands haben Forscher den ältesten bekannten Baum Europas entdeckt. Es handelt sich um eine Schlangenhaut-Kiefer, die mehr als 1.075 Jahre alt ist. Identifiziert wurde ihr Alter anhand der Jahresringe ihres Stammes. Als sie keimte, war das byzantinische Reich noch in voller Blüte.
Bäume gehören zu den ältesten Lebewesen auf unserem Planeten. Vor allem Nadelbäume in den Hochlagen der Gebirge können ein enormes Alter erreichen. Einigen gelingt dies, weil sie aus einem Wurzelstock immer wieder neu austreiben. Das ist auch bei einer mehr als 9.550 Jahre alten Fichte in Schweden der Fall. Allerdings ist bei ihr nur der Wurzelstock so alt, nicht der oberirdisch sichtbare Baum.
Dies ist bei dem jetzt im Norden Griechenlands entdeckten Baum anders – deshalb ist er der wahrscheinlich älteste Baum Europas. Es handelt sich um eine Schlangenhaut-Kiefer (Pinus heldreichii) – ein typisches Gewächs der Baumgrenze in Südosteuropa. Diese Kiefernart kann mit Hilfe ihrer robusten Pfahlwurzeln selbst in felsigem Gelände Halt finden und wächst in größeren Höhen oft eher strauchförmig.
1.075 Jahresringe im Stamm
Schon länger war bekannt, dass die Schlangenhaut-Kiefern auf den Pindos-Bergen in Nordgriechenland besonders alt sein sollen. Um dies nachzuprüfen, haben Paul Krusic von der Universität Stockholm und seine Kollegen eine Expedition in diese Gebirge unternommen und dort die Bäume datiert. „Um das Alter herauszufinden, müssen wir eine Bohrprobe des Holzes entnehmen, von der Rinde bis ins Zentrum hinein“, erklärt Krusic.
Anhand der Jahresringe lässt sich dann feststellen, wie alt der Baum ist. Im Falle einer dieser Kiefern reichte ihre Geschichte überraschend weit zurück: „Der Bohrkern ist ein Meter lang und hat 1.075 Jahresringe“, berichtet Krusic. Damit ist dieser Methusalem der Baumwelt der älteste bekannte Baum Europas. Er keimte im Jahr 941, als das byzantinische Reich seinen Höhepunkt erlebten und Wikinger bis ins Schwarze Meer vorstießen.
Wertvolle Klimainformationen
„Es ist bemerkenswert, dass dieser große, komplexe und eindrucksvolle Organismus so lange in einer so lebensfeindlichen Umgebung überlebt hat“, sagt Krusic. „Und das, obwohl so Vieles zu seiner Zerstörung hätte führen können. Glücklicherweise ist dieser Wald seit mehr als tausend Jahren nahezu unangetastet geblieben.“
Die Forscher hoffen, aus den Jahresringen dieser und weiterer Kiefern aus den Pindos-Bergen wertvolle Informationen über das vergangene Klima dieser Region zu bekommen. Angesichts seines Funds in Griechenland und seines Alters haben die Wissenschaftler den Methusalem-Baum „Adonis“ getauft – nach dem griechischen Gott der Schönheit und des Begehrens. Ob dies für so einen „Baum-Opa“ passt, sei dahingestellt.
(Universität Stockholm, 22.08.2016 – NPO)