Paläontologie

Ältester Dinosaurier Nordamerikas krempelt Dino-Geschichte um

Fossilfund revidiert bisherige Vorstellungen zu Ursprüngen und Ausbreitung der Dinosaurier

Ahvaytum bahndooiveche
Der neuentdeckte „Ahvaytum bahndooiveche“ war ein früher Vorfahre der langhalsigen Sauropoden und lebte vor rund 230 Millionen Jahren. © Gabriel Ugueto

Dinosaurier-Ursprünge revidiert: Paläontologen haben in den USA ein Dinosaurier-Fossil gefunden, das gängige Vorstellungen zum Ursprung der ersten Dinos widerlegt. Denn der 230 Millionen Jahre alte Fund ist nicht nur der älteste Dinosaurier Nordamerikas, er lebte auch einst im Norden des Urkontinents Pangäa. Doch dies widerspricht der gängigen Annahme, nach der sich die ersten Dinosaurier nur im Südteil Pangäas entwickelten und erst später auch den Norden besiedelten.

Als vor rund 230 Millionen Jahren die ersten Dinosaurier entstanden, waren die Landmassen der Erde noch in dem Superkontinent Pangäa vereint. Die ältesten bislang entdeckten Dinosaurier-Fossilien aus dieser Ära stammen dabei allesamt aus dem südlichen Teil Pangäas, der zuvor aus dem alten Südkontinent Gondwana hervorgegangen war. Im Norden – dem früheren Laurasia – fehlten hingegen bislang Fossilien aus der Anfangszeit der Dinosaurier.

Deshalb gingen Paläontologen bisher davon aus, dass sich die ersten Dinosaurier in Gondwana entwickelt haben und von dort aus im Laufe der Zeit ganz Pangäa bevölkerten.

Größenvergleich
Ungefährer Größenvergleich von Mensch und Ahvaytum bahndooiveche. © SlvrHwk/ CC-by 4.0

Kleiner Vorfahre von Giganten

Doch diese Annahme muss nun wahrscheinlich revidiert werden. In der Popo-Agie-Formation im US-Bundesstaat Wyoming, die damals im Norden von Pangäa knapp über dem Äquator lag, sind Paläontologen um David Lovelace von der University of Wisconsin-Madison nun auf die Überreste eines neuen frühen Dinosauriers gestoßen. Bei dem Ahvaytum bahndooiveche getauften Reptil handelt es sich wahrscheinlich um einen Vorfahren der riesigen, langhalsigen Sauropoden.

Größentechnisch konnte der rund einen Meter lange Zweibeiner allerdings noch nicht mit den späteren Giganten mithalten: „Er hatte im Grunde die Größe eines Huhns, aber einen sehr langen Schwanz“, erklärt Lovelace. Zwar fehlt der Schädel dieses frühen Sauropoden-Vorfahren, die Paläontologen vermuten aber, dass der kleine Ur-Dino noch kein reiner Pflanzenfresser, sondern ein Allesfresser war.

Neuer Fund passt nicht ins Bild

Das Besondere an Ahvaytum ist jedoch nicht seine Größe, sondern sein Alter. Wie eine Datierung ergab, lebte der Sauropoden-Vorfahre bereits vor rund 230 Millionen Jahren. Das macht ihn zum ältesten Dinosaurier aus den einst äquatorialen Breiten und zum ältesten Dinosaurier Nordamerikas, er übertrifft den bisherigen Rekordhalter um neun Millionen Jahre.

Aber noch viel wichtiger: Ahvaytum lebte damit zeitgleich mit den frühen Dinosauriern des Südens. Nicht umsonst bedeutet der Name „Ahvaytum bahndooiveche“ in der Sprache der Östlichen Shoshonen „Dinosaurier vor langer Zeit“. „Wir haben jetzt ein Beweisstück, das zeigt, dass die Dinosaurier schon viel früher auf der Nordhalbkugel lebten als wir dachten“, sagt Lovelace. Die bisherigen Vorstellungen zu den Ursprüngen der Dinosaurier müssen daher wahrscheinlich revidiert werden.

Zweifel an der Rolle von Umweltbarrieren

Die Vorstellung, dass Dinosaurier zu Beginn ihrer Herrschaft ausschließlich im Süden von Pangäa lebten, stützten Paläontologen bislang neben Fossilienfunden auch auf die klimatischen Bedingungen dieser Zeit. Die Idee: Lebensfeindliche Umweltbarrieren trennten den Norden zunächst vom Süden und verhinderten lange Zeit ein Übertreten der Dinosaurier in den Rest Pangäas. Erst als das Klima vor etwa 234 bis 232 Millionen Jahren feuchter wurde, entfielen diese Barrieren und der globale Siegeszug der Dinosaurier nahm seinen Lauf.

Doch womöglich waren die angenommenen klimatischen Barrieren nicht so strikt wie gedacht. „Wir vermuten, dass die Küstengebiete entlang des östlichen Randes von Pangäa anhaltend feucht waren, was eine größere Verbindung zwischen den Hemisphären ermöglichte als bisher angenommen“, schreiben Lovelace und seine Kollegen. So hätten sich die Dinosaurier in Süden und Norden gleichzeitig ausbreiten können. (Zoological Journal of the Linnean Society, 2025; doi: 10.1093/zoolinnean/zlae153

Quelle: University of Wisconsin-Madison

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