Fossil mit Tarneffekt: Schon vor 165 Millionen Jahren gab es Insekten, die zur Tarnung eine Flechte nachahmten, wie ein Fossilfund aus dem Nordosten Chinas belegt. Die Flügel der fossilen Florfliegen ähneln mit ihrem bräunlichen Astmuster den Verzweigungen der damals dort vorkommenden Flechten. Es ist der älteste Nachweis einer solchen Flechten-Mimese bei einem Insekt.
Die Lebewesen unseres Planeten sind erfinderisch, wenn es darum geht, nicht gefressen zu werden. Eine ihrer Strategien ist die Mimese. Sie ist eine Form der Tarnung, bei der Lebewesen Teile ihres Lebensraums nachahmen. So kann es passieren, dass ein Blatt sich beim näheren Hingucken als Insekt entpuppt oder es sich bei dem vermeintlichen Seegras doch um einen Fisch handelt. Dem Einfallsreichtum der Natur sind kaum Grenzen gesetzt.
Bei der Erforschung dieser Nachahmungen stehen Forscher immer wieder vor Herausforderungen – so auch bei der Beziehung zwischen Insekten und Flechten. „Da Nachweise einer Mimese bei fossilen Flechten bisher fast vollständig fehlen, ist immer noch unklar, wann und wie die Nachahmungs-Assoziation zwischen Flechte und Insekt zum ersten Mal auftrat“, erklärt Hui Fang von der Capital Normal Universität in Peking.
Mikroskopie gibt Aufschluss über Ähnlichkeit
Fang und ihr Team haben bei der Untersuchung von Fundstücken, aus der Inneren Mongolei im Nordosten Chinas nun eine Entdeckung gemacht, die etwas Licht ins Dunkel bringt. In den Proben befanden sich zwei fossile Florfliegenarten aus der Zeit vor rund 165 Millionen Jahren. Typisch für diese noch heute häufigen Insekten sind große transparente Flügel mit zahlreichen, kaum verzweigten Flügeladern.