Überreifes Milchprodukt: Archäologen haben in einem ägyptischen Grab ein 3.200 Jahre altes Käsestück gefunden. Es handelt sich um einen Schnittkäse aus Kuh- und Schafs- oder Ziegenmilch – und damit um den ältesten bekannten Käse dieser Art. Ein Genuss wäre die kulinarische Grabbeigabe damals allerdings nicht gewesen: Sie war mit einem krankmachenden Bakterium kontaminiert.
Die Idee, Milch durch die Herstellung von Käse haltbar zu machen, ist erstaunlich alt: Funde von Milchrückständen in Gefäßen deuten darauf hin, dass Steinzeitmenschen dieses Lebensmittel schon um 5.500 vor Christus herstellten. Der früheste direkte Nachweis von Käse ist immerhin 4.000 Jahre alt: Es handelt sich um Krümel eines Kefirkäses, die einer Toten aus Asien als Wegzehrung für das Jenseits mit ins Grab gelegt wurden.
Ebenso rekordverdächtig ist ein Käse, den Archäologen nun aus dem Grab des Ptahmes südlich von Kairo geborgen haben. Die letzte Ruhestätte des Bürgermeistes der einstigen Hauptstadt Memphis war jahrelang verschollen, bis Forscher sie 2010 verschüttet unter Sanddünen wiederfanden – und dabei auch auf zerbrochene Gefäße mit einer festen, weißen Substanz stießen.
Festes Milchprodukt
Um herauszufinden, um was es sich handelte, nahmen Enrico Greco von der Universität im italienischen Catania und seine Kollegen das Fundstück genauer unter die Lupe: Sie lösten es auf, isolierten die enthaltenen Proteine und analysierten diese mithilfe von Chromatografie-Verfahren sowie massenspektroskopischen Methoden.
Die Auswertung zeigte: Die Substanz ist eindeutig ein Milchprodukt, das aus einer Mischung aus Kuhmilch und Schafs- oder Ziegenmilch hergestellt wurde. Es handelt sich um die Überreste eines festen Käses, wie die Wissenschaftler berichten. Mit 3.200 Jahren ist dieser Käse zwar nicht der älteste der Welt – aber doch immerhin der älteste Schnitt- oder Hartkäse, der jemals gefunden wurde.
Krankheitserreger im Käse
Doch das ist nicht das einzig Interessante an dem Fund: Das Forscherteam um Greco fand bei seinen Analysen auch Hinweise darauf, dass der Käse mit Brucella melitensis kontaminiert war. Dieses Bakterium ist der Erreger der sogenannten Brucellose, einer potenziell tödlichen Infektionskrankheit, die sich von Tieren auf Menschen übertragen kann.
Bestätigt sich das bisher noch vorläufige Ergebnis, hätten die Wissenschaftler nicht nur den ältesten Schnittkäse der Welt entdeckt – sondern auch den ältesten biomolekularen Nachweis der Brucellose-Krankheit erbracht. (Analytical Chemistry, 2018; doi: 10.1021/acs.analchem.8b02535)
(American Chemical Society, 16.08.2018 – DAL)