Alte Ikone: Der erste jemals beschriebene Flugsaurier trägt den Namen Pterodactylus und wurde einst im Solnhofener Kalkstein in Bayern gefunden. Unweit davon, in der Schwäbischen Alb, haben Paläontologen nun das bislang älteste Exemplar dieser ikonischen Flugsaurier-Art entdeckt. Das Tier lebte vor etwa 152 Millionen Jahren und ist damit eine Million Jahre älter als alle anderen Pterodactylus-Fossilien. Der Flugsaurier war noch nicht ganz ausgewachsen.
Pterosaurier, die fliegenden Reptilien aus der Ära der Dinosaurier, entstanden vor 227 Millionen Jahren und beherrschten die Lüfte, bis sie schließlich zusammen mit den Dinosauriern ausstarben. Die prähistorischen Flugkünstler konnten Flügelspannweiten von einem bis zu zwölf Metern erreichen. Einer der ikonischsten Flugsaurier ist der Pterodactylus antiquus, der einst durch die Lüfte des heutigen Süddeutschlands glitt. Er war im Jahr 1784 der erste Pterosaurier, dessen Fossil jemals beschrieben und benannt wurde.
Der älteste Pterodactylus
Paläontologen um Felix Augustin von der Universität Tübingen haben nun ein ganz besonderes Exemplar des Pterodactylus antiquus beschrieben. Das Fossil stammt aus der Torleite-Formation der Fränkischen Alb, einem Kalksteinbruch in der Nähe der mittelbayerischen Stadt Painten. Das Skelett ist vollständig, sehr gut erhalten und mit einem fünf Zentimeter langen Schädel verhältnismäßig klein.
Das Gestein, aus dem es geborgen wurde, ist laut Augustin etwa 152 Millionen Jahre alt. „Bisher war Pterodactylus nur in jüngeren Gesteinen Süddeutschlands gefunden worden“, erklärt der Paläontologe. Das macht das neue Exemplar zum bislang ältesten Pterodactylus-Fossil überhaupt – eine Million Jahre älter als jeder andere gefundene Pterodactylus. „Der Fund erweitert das zeitliche Verbreitungsgebiet der Gruppe erheblich und stellt eines der am besten erhaltenen Exemplare der Gattung dar, über die bisher berichtet wurde“, so die Forschenden.
Jugendlicher Lückenfüller
Der Flugsaurier weist aber noch eine weitere Besonderheit auf: Er war zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht ganz ausgewachsen. Darauf weisen neben der Gesamtgröße des Tieres auch sein kurzer Schädel und die relative Größe der Augenhöhle hin. Pterodactylus-Exemplare dieser Altersklasse sind äußerst selten, wie Augustin und seine Kollegen erklären.
„Im Allgemeinen sind die Pterodactylus-Exemplare nicht gleichmäßig über den gesamten Größenbereich verteilt, sondern fallen überwiegend in verschiedene Größenklassen, die durch deutliche Lücken voneinander getrennt sind“, so Augustin. Meist finde man entweder sehr kleine Tiere mit einer Schädellänge von 1,4 bis 4,5 Zentimetern oder große Exemplare mit einer Schädellänge von 5,5 bis 9,5 Zentimetern.
Das Fossil aus Painten liegt mit seinen fünf Zentimeter langen Schädel also genau zwischen diesen beiden Größenklassen und füllt damit erstmals die Lücke, die zwischen ihnen bestand. (Fossil Record, 2022; doi: 10.3897/fr.25.90692)
Quelle: Pensoft Publishers