Auch Affen bevorzugen Sex ohne Zuschauer. Das allerdings hat wenig mit einem Schamgefühl zu tun, sondern hat handfeste Gründe: Makaken versuchen häufig, die Paarung ihrer Artgenossen zu verhindern. Treffen sich daher zwei Partner zufällig ohne Zeugen, nutzen sie diese günstige Gelegenheit aus. Das haben Forscher vom Biomedical Primate Research Centre in den Niederlanden herausgefunden.
In Primaten-Gruppen, die sich aus vielen Männchen und Weibchen zusammensetzen, kommt es häufig zum Wettbewerb um die Sexualpartner. Als Konsequenz finden daher viele Paarungen im Verborgenen und ohne die Anwesenheit störender Zuschauer statt. Unklar ist jedoch, ob diese Vermeidung von Zuschauern – die sogenannte heimliche Paarung – auf bewusster, taktischer Irreführung beruht oder ob es sich um Begegnungen handelt, bei denen nur zufällig keine Nebenbuhler in der Nähe sind.
Anne Overduin-de Vries und ihre Team vom Biomedical Primate Research Centre haben diese Frage an einer Gruppe von 27 Langschwanzmakaken untersucht, die im Forschungsinstitut leben. Sie beobachteten, welche Gruppenmitglieder in welcher Situation andere belästigten und ob Affen in Anwesenheit von Zuschauern weniger um Partner werben als ohne. Zudem untersuchten sie, ob Affen eines bestimmten Rangs oder Geschlechts häufiger bei der Paarung gestört wurden als andere.
Die Forscher fanden heraus, dass sowohl Männchen als auch Weibchen andere Pärchen bei der Paarung belästigten, wenn sie diese in flagranti ertappen. Sie versuchten aktiv, die Paarung zu verhindern. Umgekehrt warben die Affen in Anwesenheit von Zuschauern seltener um einen Partner oder eine Partnerin. Absichtlich hinter den Büschen verschwinden die Affen zum Sex aber wohl nicht, wie sich zeigte. Stattdessen profitieren vor allem rangniedere Männchen in doppelter Hinsicht von ihrer Randstellung: Aufgrund ihres Ranges werden sie seltener beobachtet und zudem halten sie sich ohnehin häufiger am Rand der Gruppe auf. Dadurch haben sie mehr Gelegenheit zu ungestörtem Sex – und es entsteht der Eindruck. (Behavioral Ecology and Sociobiology, 2012; doi:10.1007/s00265-012-1430-4)
(Springer science & business media, 31.10.2012 – NPO)