Bringt Physiotherapie zur Rehabilitation nach einem Knochenbruch mehr als ein Übungsprogramm für zu Hause? Das wollten Ulmer Ärzte wissen. Das überraschende Ergebnis: Patienten waren nach einem Bruch am Handgelenk schneller wieder fit, wenn sie eigenverantwortlich mit einem Übungsheft trainierten.
Ein Bruch des Handgelenks, medizinisch „distale Radiusfraktur“, ist eine der häufigsten Bruchverletzungen in Deutschland. Die Brüche werden entweder operativ behandelt oder heilen im Gipsverband aus. Um die Hand danach wieder bewegen und kraftvoll einsetzen zu können, ist ein Rehabilitationsprogramm notwendig, dass aus verschiedenen Übungen besteht. Wie effektiv verschiedenen Varianten eines solchen Trainigs sind, haben nun Wissenchaftler aus Ulm untersucht.
Training zu Hause oder in der Praxis?
„Wir wollten wissen, ob ein Übungsprogramm unter Anleitung oder in eigener Verantwortung erfolgreicher ist“, erklärt Studienleiter Dr. Gert Krischak, Oberarzt der Ulmer Universitätsklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie. Knapp 100 Patienten mit ähnlich gut verheilten Brüchen, die operativ oder mit Gipsverband therapiert worden waren, wurden nach dem Zufallsprinzip Gruppen zugeordnet.
Die eine Gruppe übte mit Hilfe eines Übungsheftes, das in Zusammenarbeit mit der Physiotherapieschule Ulm Kolleg entwickelt wurde, nach einmaliger Anleitung sechs Wochen lang selbstständig. Die andere Gruppe besuchte zweimal wöchentlich die Physiotherapie und wurde von den Therapeuten zudem zu Heimübungen angehalten.
Überraschendes Ergebnis
Von dem Ergebnis waren die Wissenschaftler selbst überrascht: „Die Patienten, die zu Hause geübt hatten, verfügten nach sechs Wochen über eine höhere Griffkraft und zeigten geringere Funktionsbeeinträchtigungen des Handgelenks.“ Die Ergebnisse der Studie bestätigen, wie wichtig die Eigenverantwortung der Patienten bei der Nachbehandlung ist. „Ob man sie dem Patienten überlassen kann, muss jedoch sorgfältig abgewogen werden, denn der Erfolg hängt von dessen Motivation und Selbständigkeit ab“, so Krischak. „Für motivierte und selbständige Patienten ist das angeleitete Heimtraining eine sehr erfolgversprechende Möglichkeit der Rehabilitation.“
(Universitätsklinikum Ulm, 04.11.2009 – NPO)