Alarmierendes Vorzeichen: Der Amazonas-Regenwald könnte seinem Kipppunkt schon bedrohlich nahe sein – der Schwelle, an dem der Übergang vom Regenwald zur Savanne unumkehrbar wird. Denn eine Analyse von Satellitendaten enthüllt, dass der Regenwald seit dem Jahr 2000 stetig an Resilienz verloren hat: Er braucht immer länger, um sich von Trockenperioden und anderen widrigen Umständen zu erholen. Eine solche Schwächung der Resilienz gilt als Vorzeichen eines nahen Kipppunkts.
Der Amazonas-Regenwald gilt als „grüne Lunge“ des Planeten, als Regenbringer Südamerikas und als Hotspot der Artenvielfalt. Gleichzeitig spielt er als CO2-Senke eine entscheidende Rolle für das irdische Klimasystem, weil er Treibhaus-Emissionen zumindest zum Teil abpuffern kann. Doch schon länger befürchten Wissenschaftler, dass der größte Regenwald der Erde sich einem Kipppunkt nähert: Die durch den Klimawandel häufigeren Trockenperioden, Brände und Rodungen setzen dem Wald zu. Er wird trockener, die Baumzusammensetzung verändert sich und seine Pufferwirkung wird schwächer.
Das Problem jedoch: Wie nahe der Amazonas-Regenwald einem Umkippen ist, lässt sich nur schwer feststellen. Einigen Prognosen nach könnte schon eine Entwaldung von 20 bis 25 Prozent Teile des Regenwalds unwiederbringlich zur Savanne werden lassen. Die Schwankungsbreite der Prognosen ist jedoch groß. „Der Amazonas-Regenwald ist ein hochkomplexes System, so dass es sehr schwer vorherzusagen ist, wann der Kipppunkt erreicht werden könnte“, erklärt Erstautor Chris Boulton von der University of Exeter.

Wie widerstandsfähig ist der Regenwald noch?
Um mehr Klarheit zu schaffen, haben Boulton und seine Kollegen nun gezielt nach einem Vorzeichen für das Umkippen gesucht: einer Schwächung der Resilienz. Als solche bezeichnen die Forscher die Fähigkeit eines Systems, sich von widrigen Umständen zu erholen. Ist die Resilienz des Regenwalds durch Nachlassen stabilisierender Rückkopplungen oder zu starke Störungen bereits vermindert, benötigt er immer mehr Zeit, um beispielsweise nach einer Trockenperiode zum Ursprungszustand zurückzukehren.