Wachsende Gefahr in der Mückensaison? Die Asiatische Buschmücke verbreitet sich in Deutschland immer weiter, wie ein Rechenmodell deutscher Forscher zeigt. Die stechenden Plagegeister überleben im Gegensatz zu anderen eingeschleppten Mückenarten auch den Winter in unseren Breiten. Damit könnte hierzulande auch die Gefahr von Infektionskrankheiten wie Dengue-Fieber und West-Nil-Virus steigen, warnen die Wissenschaftler im Fachmagazin „Parasitology Research“.
Waschbären, Wollhandkrabben, Halsbandsittiche, Nandus und Nilgänse: Exotische Arten sind längst Teil deutscher Ökosysteme und leben mitten unter uns. Allein in Deutschland sind über tausend nicht-heimische Tierarten registriert. Sie stammen entweder von entkommenen Haus- und Zuchttieren ab, wie die Sittiche oder die Straußen-ähnlichen Nandus, oder sie gelangen als blinde Passagiere mit dem Frachtverkehr zu uns. Die meisten solcher eingeschleppter Arten überleben den Winter in unseren Breiten aber nicht.
Buschmücke kommt mit deutschem Klima zurecht
„Bei der Asiatischen Buschmücke Ochlerotatus japonicus japonicus ist das anders“, berichtet Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt. „Diese Stechmücken haben sich in den letzten Jahren massiv in Deutschland und Europa ausgebreitet.“ Erstmals nachweisbar tauchten die Zweiflügler 2008 im südlichen Baden-Württemberg auf. Mittlerweile gibt es größere Populationen auch in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Im Gegensatz zur Asiatischen Tigermücke ist die Asiatische Buschmücke an kältere Temperaturen angepasst und kommt mit den klimatischen Verhältnissen in Mitteleuropa sehr gut zurecht. Sie folgt damit dem Beispiel der Sandmücke, die ebenfalls in immer nördlicheren Breiten vorkommt.
Krankheitsübertragung bislang nur im Labor
Während andere eingewanderte Arten keine Bedrohung sondern manchmal sogar eine Bereicherung der Artenvielfalt darstellen, ist die Asiatische Buschmücke ein potenzieller Überträger von gefährlichen Infektionskrankheiten oder deren Erregern, wie dem Dengue-Fieber, der Japanischen Enzephalitis oder dem West-Nil-Virus. „Bisher ist das Übertragungspotential in Europa nur im Labor nachgewiesen, aber noch nicht im Freiland“, erklärt Parasitologe Klimpel. „Das West Nil-Virus konnte jedoch bereits aus wildgefangenen Mücken in den USA isoliert werden.“
Das Verbreitungsgebiet der Buschmücke in Deutschland ist bislang jedoch noch nicht systematisch erfasst – es gibt noch nicht genug Beobachtungsdaten. Klimpel und seine Kollegen haben darum in einem Rechenmodell untersucht, wie sich Mücke bei uns weiter ausbreiten könnte. Dazu kombinierten sie unterschiedliche Faktoren wie die monatliche Durchschnittstemperatur oder die niederschlagsärmsten Monate mit den tatsächlich nachgewiesenen Fundorten der Mücke. „Diese Methodik ermöglicht es, anhand von unvollständigen Beobachtungen und Probennahmen die Verbreitung einer Art vorherzusagen“, erläutert Klimpel.
Neue Risiko-Gebiete
Das Ergebnis zeigt einige deutliche Risiko-Gebiete: „Unsere Modellierungen zeigen eindeutig, dass neben den bereits bekannten Gebieten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen sowie Niedersachen auch Südhessen, das Saarland sowie nördliche Teile von Nordrhein-Westfalen klimatisch günstige Gebiete für die Asiatische Buschmücke sind“, fasst Klimpel zusammen.
Anhand der Studienergebnisse lässt sich die weitere Ausbreitung der Asiatischen Buschmücke nun fokussierter und systematischer überwachen. Auch Präventionsprogramme lassen sich besser koordinieren und kostengünstiger durchführen. (Parasitology Research, 2015; doi: 10.1007/s00436-014-4274-1)
(Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Goethe-Universität, 08.04.2015 – AKR)