Vom Sonderfall zum Dauergast: Die ersten Asiatischen Tigermücken haben es geschafft, bei uns heimisch zu werden. In Süddeutschland hat die eingeschleppte Mückenart erstmals überwintert und sich vor Ort vermehrt. Dies könnte auf eine dauerhafte Ansiedlung hindeuten, meinen Forscher. Die als Überträger des Denguefiebers und anderer Krankheiten bekannte Mücke wurde bisher nur vereinzelt einschleppt, könnte sich aber dank des Klimawandels bald schon in größerer Zahl bei uns halten.
Vorausgesagt ist es schon länger: Schon vor drei Jahren warnten Forscher, dass sich die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) bald auch in Deutschland dauerhaft ansiedeln könnte. Denn dank des Klimawandels werden die Winter milder, so dass die ursprünglich aus den Tropen stammende und damit kälteempfindliche Mücke hier überwintern kann. Bisher wurde die Tigermücke meist nur vereinzelt aus dem Süden eingeschleppt, konnte sich aber nicht halten.
Das jedoch hat sich nun geändert. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hatte bereits im letzten Herbst zum ersten Mal eine Vermehrung der invasiven Stechmückenart in Deutschland festgestellt. Vor wenigen Wochen wurden nun erneut Eier, Larven, Puppen und ausgewachsene Exemplare der Asiatischen Tigermücke im Osten Freiburgs gefunden.
Erste dauerhafte Population in Süddeutschland?
Nach Angaben der Forscher deutet dies auf eine Überwinterung und dauerhafte Ansiedlung der Tigermücke in diesem Gebiet hin. Denn für eine Vermehrung neu eingeschleppter Individuen aus Südeuropa wäre es saisonal ungewöhnlich früh. Und weil der Fundort außerhalb der Mücken-Flugdistanz zu den gängigen Einschleppungsrouten aus Südeuropa liegt, ist die Wahrscheinlichkeit der erfolgreich gemeisterten Überwinterung außerordentlich hoch.
Offenbar hat der besonders milde Winter 2014/2015 der Tigermücke das Überleben ermöglicht. Da die Eier, Larven und Puppen an der gleichen Stelle gefunden wurden wie schon im vergangenen Herbst, spricht dies nach Ansicht der Forscher für eine etablierte Population. Genetische Verwandtschaftsanalysen sollen nun klären, wie eng die diesjährigen Mücken mit denen vom letzten Jahr verwandt sind.
Deutschland bald Risikogebiet
Wichtig ist dies angesichts der Rolle der Asiatischen Tigermücke als Überträger von Krankheitserregern. In Südeuropa war sie in den letzten Jahren für mehrere Ausbrüche und Fälle des Chikungunya- und des Dengue-Fiebers verantwortlich. Im letzten Jahr hatten Forscher ermittelt, dass Süddeutschland bereits in 20 bis 30 Jahren ebenfalls zum Risikogebiet für das Denguefieber werden könnte.
Zwar ist nicht jede Tigermücke automatisch Überträger der Krankheiten, wie die Forscher betonen. Denn um einen Erreger weiterzugeben, müssen die Weibchen zunächst selbst an einer infizierten Person Blut saugen. Dennoch schafft eine dauerhafte Ansiedlung der Tigermücken in Deutschland bereits eine der Voraussetzungen für die Übertragung.
Im September wollen sich Forscher und Behördenvertreter in Berlin treffen, um die Gesundheitsgefährdung durch exotische Stechmücken in Deutschland zu erörtern und über mögliche Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen zu beraten.
(Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, 31.07.2015 – NPO)