Die Vorliebe des Menschen für Alkohol hat offenbar tiefe biologische Wurzeln, wie Beobachtungen an wildlebenden Klammeraffen nahelegen. Denn diese Affen fressen bevorzugt hochreife, schon leicht vergorene Früchte – und nehmen dabei bis zu zwei Prozent Alkohol auf. Der Alkohol liefert den Tieren zusätzliche Kalorien, könnte ihnen aber auch dabei helfen, reife, zuckerhaltige Früchte leichter zu erkennen, wie die Biologen berichten. Ähnliches könnte auch für unsere Vorfahren gegolten haben.
Ob im Nahen Osten, in China oder in Mittelamerika: Die Herstellung alkoholhaltiger Getränke hat bei uns Menschen eine lange Tradition und findet sich in nahezu allen Kulturen. Das wirft die Frage auf, woher die Liebe zum Alkohol – und die Anfälligkeit für eine Alkoholsucht – bei uns und unseren Vorfahren kommt. Ist es eine rein kulturell bedingte Vorliebe? Oder stecken möglicherweise biologische Wurzeln dahinter, weil der Alkoholkonsum evolutionäre Vorteile brachte?
Bisher ist strittig, welche der beiden Hypothesen zutrifft. Es gibt allerdings einige Indizien dafür, dass wir Menschen nicht die einzigen Primaten sind, die gerne Alkoholhaltiges konsumieren: Tropische Spitzhörnchen suchen gezielt nach dem vergorenen Nektar der Bertam-Palme, Schimpansen und Meerkatzen naschen gerne an menschengemachten fermentierten Gebräuen.
Klammeraffen bevorzugen vergorene Balsampflaumen
Einen weiteren Beleg für Alkoholkonsum bei Affen hat nun ein Biologenteam um Christina Campbell von der California State University in Northridge gefunden. Für ihre Studie hatten sie das Fressverhalten von wildlebenden Geoffroy-Klammeraffen (Ateles geoffroyi) in Panama beobachtet. Diese Affenart verzehrt besonders gerne die Früchte der dort heimischen Spondias-Bäume, die auch als Mombinpflaumen oder Balsampflaumen bezeichnet werden.