Auch Fische müssen das richtige Schwimmen erst lernen. Wie niederländische Wissenschaftler herausgefunden haben, beherrschen Zebrafischlarven keineswegs von Anfang an die effektive Schwimmtechnik des „Schub und Gleiten“ (Burst and Coast). Ursache dafür ist vermutlich das Fehlen der Schwimmblase und die noch nicht genügend ausgebildeten Flossen.
Fische gelten sprichwörtlich als die geborenen Schwimmer. Doch dem ist nicht so, wie jetzt Ulrike Müller von der Wageningen Universität in den Niederlanden feststellte. Im Gegenteil: Fischlarven sind nicht gerade die elegantesten Schwimmer und die Technik des „Schub und Gleitens“, bei der einem kräftigen Vorwärtsschub eine längere Gleitphase folgt, funktioniert bei den Larven nur in Ansätzen.
Larven leben gefährlich
“Fischlarven sind das kritischste Lebensstadium. Bei Meeresfischen ereignen sich mehr als 90 Prozent der Mortalität im Larvenstadium“, erklärt Müller. „Alles, was erklärt, warum das so ist, ist daher nützlich.“ Die Forscherin wird ihre Ergebnisse am Montag, den 3. April auf der Jahreshauptversammlung der Society for Experimental Biology in Canterbury präsentieren.
Wie Müller und Kollegen herausfanden, können die Larven keine hohen Geschwindigkeiten beim Schwimmen erreichen, weil sie die Gleitphase der Schwimmtechnik noch nicht beherrschen. Statt ihren Körper in einer ausgestreckten horizontalen Position zu halten, sinken sie ab oder liegen nicht gerade im Wasser. Nach Ansicht der Forscher liegt dies unter anderem daran, dass den Larven noch die Schwimmblase fehlt und sie nur ineffektive, kleine Seitenflossen haben. Dadurch können sie ihre Gleitphase nur schlecht kontrollieren.
Diese Einschränkungen könnten auch für andere Fischlarven gelten und so zumindest teilweise die hohe Sterblichkeit unter ihnen erklären. „Viele Fische schlüpfen ohne voll ausgebildete Brustflossen und alle schlüpfen ohne Schwimmblase, so das ähnliche Probleme auch bei ihnen auftreten können“, so Müller.
Alte Theorien widerlegt
Die Schlussfolgerungen der neuen Studie sind auch deshalb von besonderem Interesse, da sie zwei vorherige Theorien widerlegen. Die erste gibt dem geringen Gewicht der Larven die Schuld an einer nur geringen Beschleunigung in der Schub-Phase, die sich dann nicht in die Gleitphase übertragen lässt. Die zweite Theorie geht davon aus, dass die geringe Größe der Larven das Vorwärtskommen behindert. Das Wasser wirkt für sehr kleine Tiere zähflüssiger und setzt ihnen mehr Widerstand entgegen. „Die Beschleunigung kann zwar einen Teil des schlechten Schwimmens erklären, aber nicht alles und die Unterschiede in der Körperlänge kann nicht alle Einschränkungen beim Gleiten erklären“, so die Ansicht von Müller.
Die Forscher hoffen, dass ihre Erkenntnisse dafür genutzt werden können, die Sterblichkeit von Jungfischen beispielsweise in Zuchtprogrammen zu reduzieren. „Fischzuchtprogramme können ihren Larven keine Schwimmstunden erteilen, aber wenn wir einmal verstanden haben, welche Verhaltensweisen die Fische am meisten einschränken, ist es leichter, die Aufzuchtmethoden in Aquakultur entsprechend anzupassen und gefährdeten Fischarten zu helfen“, erklärt die Forscherin.
(Society for Experimental Biology, 03.04.2006 – NPO)