Anhaltendes Leiden: Insekten können nicht nur akuten Schmerz empfinden, sie leiden auch unter chronischen Schmerzen – wie wir Menschen. Selbst wenn eine Nervenverletzung schon lange verheilt ist, reagieren sie übersensibel auf Schmerzreize, wie ein Experiment belegt. Das Schmerzgedächtnis der Insekten beruht offenbar auf einer Blockade von reizhemmenden Neuronen im zentralen Nervensystem – auch das ist ähnlich wie beim Menschen, so die Forscher im Fachmagazin „Science Advances“.
Millionen Menschen weltweit leiden unter chronischen Schmerzen. Vor allem nach Nervenreizungen oder -schäden bleibt dabei ein Dauerschmerz oder eine übersteigerte Schmerzempfindlichkeit zurück, selbst wenn der akute Schaden längst verheilt ist. Dieses „Schmerzgedächtnis“ sorgt dafür, dass Betroffene auch bei eigentlich harmlosen Reizen starke Schmerzen empfinden oder unter einem unerklärlichen und teilweise kaum behandelbaren Dauerschmerz leiden.
Fühlen auch Insekten Schmerzen?
Doch wie sich nun zeigt, sind wir Menschen nicht die einzigen, die unter chronischen Schmerzen leiden können: Selbst so vermeintlich primitive und „gefühllose“ Wesen wie die Insekten scheinen dies mit uns zu teilen. „Die meisten Menschen halten Insekten nicht für fähig, überhaupt Schmerzen zu empfinden“, sagt Seniorautor Gregory Neely von der University of Sydney. „Aber man weiß von vielen wirbellosen Tieren, dass sie Reize, die wir als schmerzhaft empfinden wahrnehmen und meiden.“
Unbekannt war aber bisher, ob Insekten neben dem akuten Schmerz auch chronische Schmerzen entwickeln können. Um das zu testen, haben die Forscher bei Fruchtfliegen zunächst einen Beinnerv verletzt und diesen dann heilen lassen. Vor der Verletzung und nach der Abheilung testeten sie die Schmerzempfindlichkeit der Tiere, indem sie beobachteten, ab welcher Temperatur die Insekten vor einer heißen Oberfläche zurückzuckten.