Genetisches Muster: Wenn Pflanzen heranwachsen, durchleben auch sie eine Art Pubertät. Erkennbar ist dies an einem speziellen Muster der Genaktivität. Tausende Gene werden dann verstärkt oder vermindert abgelesen, wie Biologen festgestellt haben. Dadurch koordinieren die Pflanzen die Ausbildung ihrer Fortpflanzungsorgane und vernachlässigen zugleich ihr Blattwachstum. Die Erkenntnisse könnten künftig Landwirten helfen, den perfekten Erntezeitpunkt zu erkennen. Denn im Gegensatz zu äußeren Merkmalen zeigen die Gene die Pubertät zuverlässig an.
Nicht nur Menschen, auch Pflanzen kommen in die Pubertät. In diesem Entwicklungsstadium wachsen sie nicht mehr nur, sondern werden geschlechtsreif und gehen in ihre reproduktive Lebensphase über. Dabei reduzieren sie ihr Blätterwachstum, lassen diese manchmal sogar absterben und stecken die Energie stattdessen in die Ausbildung von Fortpflanzungsorganen wie den Blütenknospen. Anders als bei menschlichen Teenagern dauert die pflanzliche Pubertät aber nicht Jahre, sondern oft nur zwei bis drei Tage.
Timing für die Ernte wichtig
Für Landwirte und Verbraucher ist es wichtig, diesen Übergang nicht zu verpassen. Denn während der Pflanzen-Pubertät werden auch die Nährstoffe in der Pflanze neu verteilt: von den Blättern zu den Fortpflanzungsorgangen und schließlich in die Blüten, Früchte und Körner. Um Lebensmittel mit mehr Nährstoffen zu erhalten, ist daher bei der Ernte ein gutes Timing wichtig. Idealerweise werden alle angebauten Pflanzen einer Art im selben biologischen Entwicklungsstadium geerntet – sei es vor oder nach der Pubertät.
Doch wie bei uns setzt die Pubertät auch bei Pflanzen nicht bei allen Individuen zur selben Zeit ein, selbst wenn sie gleich alt sind. „In mancher Hinsicht ist das Wachstum von Pflanze und Mensch sehr ähnlich: Jeder erlebt es auf seine ganz eigene Art und Weise“, sagt Seniorautorin Daphne Ezer von der University of York.