Kann man im Schlaf lernen? Möglicherweise ja: Eine neue, jetzt in „Nature Neuroscience“ veröffentlichte Studie an Ratten hat gezeigt, dass diese im Schlaf die Erinnerung an die Labyrinth-Tests wieder abspielten, die sie während des Tages absolviert hatten. Die Gehirnaktivität während dieser Wiederholung deutet darauf hin, dass auch Ratten in Bildern träumen – ähnlich wie der Mensch.
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Matthew A. Wilson, Professor für kognitive Wissenschaften am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und sein Kollege Daoyun Ji untersuchten, was in Rattengehirnen geschieht, wenn sie schlafen. Schon 2001 hatten sie entdeckt, dass offenbar Erinnerungen an das Tagesgeschehen in einer für das Gedächtnis verantwortlichen Gehirnregion, dem Hippocampus, im Schlaf abgerufen werden. Jetzt wollten sie herausfinden, ob diese Träume von Sinneneindrücken begleitet sind, wie auch wir Menschen sie im Traum erleben. Träumten auch die Ratten in Bildern?
Die Forscher analysierten die Gehirnaktivität der Ratten gezielt sowohl im Hippocampus als auch im visuellen Cortex, dem für das Sehen zuständigen Gehirnbereich. Indem sie die Gehirnströme sogar einzelner Nervenzellen in den Gehirnen der Tiere ableiteten, konnten sie die Aktivität sowohl der Gehirnbereiche vergleichen, als auch Unterschiede zwischen dem Wach- und Schlafzustand genau beobachten.
Es zeigte sich, dass die Neuronen, die in den Labyrinth-Versuchen während der Wachphase aktiv waren, tatsächlich auch nachts feuerten. Zudem konnten die Forscher nachweisen, dass die Region der Hirnrinde, die Sehreize verarbeitet, während des Schlafs Signale vom Hippocampus erhielt und umgekehrt. Bisher fehlten konkrete Belege dafür, dass das episodische Gedächtnis – Erinnerungen an Zeiten, Orte oder Emotionen – tatsächlich im Cortex, dem Hippocampus oder beiden während des Schlafs verstärkt wird.
Zum ersten Mal zeigt nun diese Studie, dass das Gehirn tatsächlich erinnerte Ereignisse in zwei Gehirnregionen gleichzeitig rekapituliert – sowohl im Hippocampus wie auch im visuellen Cortex. „Diese Arbeit bringt uns einem Verständnis der Träume Tieren näher und gibt uns wichtige Hinweise zur Rolle des Schlafs in der Verarbeitung von Erinnerungen vergangener Erfahrungen“, erklärt Wilson. „Die Ergebnisse deuten auf eine simultane Reaktivierung von Gedächtnisspuren im Cortex und Hippocampus im Schlaf hin, die darauf hindeuten, dass die Erinnerungen verfestigt werden.“
(Massachusetts Institute of Technology, 19.12.2006 – NPO)