Paläontologie

Auch Raubdinosaurier hatten Wehwehchen

Dino-Krankenakte reichte von Arthrose bis Knochenbruch

Raubsaurier
Die deformierten Knochen dieser drei Raubsaurier verraten mehr über die Krankheiten, an denen sie zu Lebzeiten litten. Oben: Aucasaurus, unten links: Quilmesaurus, unten rechts: Elemgasem © Alessio Ciaffi

Mächtig und krank: Auch Raubdinosaurier hatten gesundheitliche Probleme, zum Beispiel in Form von Arthrose, Knochenbrüchen oder Infektionen. Dieser urzeitlichen „Krankenakte“ haben Paläontologen nun die Wehwehchen von drei Spezies aus Südamerika hinzugefügt. Deren Knochen deuten darauf hin, dass die Raubsaurier unter anderem an Gelenkerkrankungen der Wirbelsäule und an genetischen Defekten litten, in deren Folge mehrere ihrer Wirbel miteinander verschmolzen waren.

Auch Dinosaurier hatten bereits mit allerhand Krankheiten und gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Deformierte fossile Knochen verraten uns zum Beispiel, dass manche von ihnen an Halsweh litten, während andere an Krebs, Arthrose oder möglicherweise sogar Malaria erkrankt waren. Für welche Wehwehchen ein Dinosaurier besonders anfällig war, hing auch mit seiner Spezies und seinem Lebensstil zusammen.

So sind unter Fossilien des räuberischen Allosaurus zum Beispiel häufig verheilte Rippen- und Beinbrüche zu finden, die die Tiere sich wahrscheinlich während der Jagd zuzogen. Paarungs- und Revierkämpfe unter Tyrannosauriern sorgten hingegen dafür, dass einige von ihnen an den Fossilien ablesbare Bisswunden am Kopf davontrugen.

Raubsaurier Skelett
Die betroffenen Knochen von Quilmesaurus (grün), Aucasaurus (orange) und Elemgasem (blau) © Alessio Ciaffi

Doppelwirbel durch Gendefekt?

Nun haben Paläontologen um Mattia Baiano von der Chinesischen Universität Hongkong bei drei weiteren Spezies von Raubdinosauriern ebenfalls Hinweise auf gesundheitliche Probleme gefunden. Die Tiere gehören zu den Abelisauriden und lebten während der späten Kreidezeit vor 90 bis 70 Millionen Jahren im heutigen Südamerika. Die Gruppe zeichnete sich durch besonders kurze Arme und einen hohen Schädel mit knöchernen Verzierungen aus.

Bei einem der untersuchten Raubsaurier, einem Aucasaurus garridoi, bemerkten die Forschenden eine ungewöhnliche Anomalie an dessen Wirbelsäule. Sein fünfter und sechster Schwanzwirbel waren komplett miteinander verschmolzen. Aufgrund des glatten Übergangs zwischen beiden Knochen gehen Baiano und sein Team allerdings nicht davon aus, dass es sich dabei um eine alte Verletzung oder Infektion handelt.

„Wir halten diese Pathologie für eine angeborene Fehlbildung“, berichten die Forschenden. Sie vermuten, dass die Anomalie auf einen genetischen Defekt zurückgehen könnte, der einst die Bildung normaler Wirbelelemente gestört hat. Denkbar wäre aber auch der Einfluss von schädlichen Umweltfaktoren, die die Embryonalentwicklung im Ei beeinträchtigt haben, zum Beispiel eine zu hohe Temperatur oder zu wenig Sauerstoff. Inwiefern die verschmolzenen Wirbel den Dinosaurier zu Lebzeiten behindert haben, ist nicht bekannt.

Kreidezeitliche Gelenkentzündung

Auch bei dem zweiten Raubdinosaurier, einem Elemgasem nubilus, stellten Baiano und seine Kollegen ungewöhnliche Verwachsungen fest. Drei Wirbelkörper mittig des Schwanzes und zwei in der Nähe des Schwanzendes waren wie beim Aucasaurus miteinander verschmolzen. CT-Scans enthüllten allerdings, dass diese Verschmelzung nur die äußeren Ränder betraf, sodass im Inneren der Wirbelkörper ein Hohlraum verblieb.

Es kann sich bei Elemgasem also nicht um dieselbe angeborene Fehlbildung wie bei Aucasaurus gehandelt haben. Auch Anzeichen für Infektionen fanden die Paläontologen keine. Sie gehen daher davon aus, dass die Anomalie durch eine sogenannte Spondyloarthropathie erzeugt wurde. Diese Krankheit führt zu ausgeprägten Gelenkentzündungen und kommt vor allem bei Echsen und Krokodilen vor. Womöglich litt Elemgasem durch sie unter Rückenschmerzen und anderen mit der Erkrankung einhergehenden Beschwerden.

Ein rätselhaftes Schienbein

Beim dritten untersuchten Raubsaurier, einem Quilmesaurus curriei, fiel nicht die Wirbelsäule, sondern das unregelmäßig gewachsene Schienbein auf. Was diese Fehlbildung einst ausgelöst hat und ob der Dinosaurier darunter litt, können Baiano und sein Team allerdings noch nicht genau sagen. Zum jetzigen Stand können sie lediglich eine Infektion als Ursache ausschließen. (BMC Ecology and Evolution , 2024; doi: 10.1186/s12862-023-02187-x

Quelle: BMC Ecology and Evolution

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