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Neurobiologie

Auch Vögel können „Schlaf nachholen“

Besonders aktive oder am Ausruhen gehinderte Hirnregionen schlafen auch bei Vögeln nachher tiefer

Wache und schlafende Taube mit EEG: Während Tiefschlaf-Phasen ist das Gehirn stark elektrisch aktiv - allerdings nur die Regionen, die auch zuvor im wachen Zustand besonders beansprucht wurden. © MPI für Ornithologie

Verschiedene Regionen des menschlichen Gehirns schlafen tiefer, wenn sie zuvor besonders aktiv waren. Diese Art des „Schlaf nachholens“ haben Forscher jetzt auch bei Vögeln nachgewiesen. Tauben, die von ihrem täglichen Mittagsschlaf abgehalten wurden, schliefen in der nächsten Nacht tiefer. Wurde nur ein Auge im Wachzustand stimuliert, ruhte die mit diesem Auge verknüpfte Gehirnregion ebenfalls stärker als das Sehzenturm der anderen Hirnhälfte, das belegt die jetzt in den „Proceedings of the Royal Society B” vorgestellte Studie

Vögel und Säugetiere sind die einzigen Tiere, deren Schlaf sich in eine Tiefschlafphase, dem sogenannten SW-Schlaf (englisch „Slow Wave Sleep“) und einer Phase des Träumens unterteilt, dem REM-Schlaf (englisch „Rapid Eye Movement“). Während des SW-Schlafs erzeugt das Gehirn starke elektrische Signale in Form langsamer Wellen mit hoher Amplitude, die als Elektroenzephalogramm grafisch dargestellt werden können. Bei Säugetieren nimmt die Intensität des Tiefschlafes abhängig von der vorhergehenden Wach- und Schlafzeit ab oder zu.

Wissenschaftler der „Schlaf-und-Flug-Gruppe“ des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen haben dies vor kurzem auch bei Vögeln beobachtet: Tauben, die von ihrem täglichen Mittagsschlaf abgehalten wurden, schliefen in der nächsten Nacht tiefer. Vögel scheinen also auf Schlafentzug auf ähnliche Art und Weise zu reagieren wie Säugetiere, inklusive wir Menschen.

Unterschiede zwischen den Hirnregionen

Die neuen Ergebnisse belegen, dass die Ähnlichkeit des Schlafes von Säugetieren und Vögeln noch weiter geht: Die Schlafintensität hängt bei beiden von der vorhergehenden Beanspruchung des Gehirns ab. Dazu stimulierten sie in Tauben einseitig die Region, die visuelle Eindrücke verarbeitet, und zeigten ihnen Filme von David Attenborough über “Das Leben der Vögel“. Dabei blieb ein Auge verdeckt, während das sehende Auge dem Film zugewandt war. Die Videos wurden kontinuierlich acht Stunden am Tag gezeigt, und die Tauben dabei durch sanftes anstupsen geweckt, falls sie während des Films einschliefen.

In der folgenden Nacht maßen die Wissenschaftler die Schlafintensität beider Gehirnhälften in den Regionen, die visuelle Informationen verarbeiten und verglichen diese mit anderen, nicht-visuellen Regionen. Wie bei Säugetieren schlief die stimulierte visuelle Region tiefer als die entsprechende Region in der anderen Gehirnhälfte. Die nicht-visuelle Region zeigte diese Asymmetrie in der Intensität des Schlafes nicht.

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„Wir haben diesen lokalen Aspekt des Schlafes bei Säugetieren und Vögeln gleichermaßen gefunden. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass Regeneration die Hauptaufgabe des Schlafes ist und sie in der Tiefschlafphase stattfindet“, erklärt John Lesku, Erstautor der Studie.

(Max-Planck Gesellschaft, 12.01.2011 – NPO)

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