Er galt seit 50 Jahren als ausgestorben: Der schwarzbäuchige Scheibenzüngler aus Israel. Jetzt haben Forscher lebende Vertreter dieser Froschart wiederentdeckt und festgestellt: Er ist ein echtes lebens Fossil. Denn DNA-Analysen belegen, dass er der letzte Überlebende einer Froschgruppe ist, die seit rund einer Million Jahren als ausgestorben galt. Das zeige, dass zumindest einige Amphibien trotz widrigster Umstände überdauern können, berichtet das internationale Forscherteam im Fachmagazin “ Nature Communications“.
Amphibien gehören weltweit zu der Tiergruppe, die am stärksten durch Klimawandel, Krankheiten und den Verlust ihrer Lebensräume bedroht sind. Auch der schwarzbäuchige Scheibenzüngler (Discoglossus nigriventer) hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Entdeckt wurde diese Art erst in den 1940er Jahren, als Forscher zwei ausgewachsene Exemplare und zwei Kaulquappen in einem Feuchtgebiet am Ostrand des Hulesees in Israel fanden. Der rund acht Zentimeter lange Frosch galt damals schon als extrem selten, man nahm an, dass er ausschließlich an diesem einen See vorkommt.
1955 dann, bei Entwässerungsarbeiten im Feuchtgebiet, wurde das wie man glaubte allerletzte Exemplar dieser Art gesichtet. Seither galt die Art als ausgestorben. Die Weltnaturschutzunion IUCN zog die Konsequenzen und erklärte diesen Frosch im Jahr 1996 für offiziell ausgestorben – als erste Amphibienart überhaupt. Er galt fortan als Symbol für die Bedrohung der Amphibien weltweit und für das Artensterben in Israel.
Totgeglaubte leben länger
Im Oktober 2011 dann die erste Überraschung: Eine Routinepatrouille im mittlerweile zum Naturschutzgebiet erklärten Hulesee-Gebiet stieß auf ein adultes Froschmännchen, das dem ausgestorbenen Scheibenzüngler verblüffend ähnelte. Das Tier saß mitten am Tag neben einem kleinen Tümpel, wie Rebecca Biton von der Hebräischen Universität Jerusalem und ihre Kollegen berichten. Bei näheren Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um die totgeglaubte Froschart handelte. Im gleichen Gebiet sichteten die Forscher kurze Zeit später noch zehn weitere lebende Exemplare – offenbar hatte der Scheibenzüngler doch überlebt.