In Zukunft könnten gentechnisch aufgerüstete Blutstammzellen als Mittel gegen Aids eingesetzt werden: Forscher haben diese Stammzellen so verändert, dass die aus ihnen gebildeten Killerzellen gezielt nach HIV-befallenen Körperzellen suchen und diese zerstören. Behandelten sie HIV-infizierte Mäuse mit solchen Stammzellen, hatten diese sechs Wochen danach deutlich weniger Aidsviren im Blut. Auch die Zahl ihrer T-Helferzellen sei wieder angestiegen. Das zeige, dass die Stammzellbehandlung die HIV-Infektion erfolgreich zurückdränge, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „PloS Pathogens“.
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„Wir glauben, dass diese Studie die Grundlage liefert, um mit diesem Ansatz eine HIV-Infektion zu bekämpfen und hoffentlich das Virus komplett aus dem Körper der Betroffenen zu entfernen“, sagt Erstautor Scott Kitchen von der University of California in Los Angeles. Es sei das erste Mal, dass gentechnisch veränderte Stammzellen und die aus ihnen gebildeten Killerzellen erfolgreich das Aidsvirus in den Geweben eines lebenden Tieres zurückdrängten.
T-Killerzellen spielen bei der Abwehr von Viren eine wichtige Rolle, weil sie gezielt Erreger und befallene Zellen abtöten können. Eine spezielle Andockstelle auf ihrer Oberfläche dient ihnen dabei als Hilfe beim Aufspüren ihrer Ziele. Bei einer HIV-Infektion reicht ihre Zahl jedoch normalerweise nicht aus, um das Aidsvirus komplett zu beseitigen. Deshalb haben die Forscher um Kitchen eine Methode entwickelt, mit der sich die Menge dieser Killerzellen im Blut und den Organen künstlich erhöhen lässt.
Um diese Methode beim Menschen ähnlich effektiv zu machen wie bei den Mäusen müsse sie aber noch verfeinert werden, sagen die Wissenschaftler. Denn das Aidsvirus verändere seine Oberfläche und damit auch die Angriffsziele der Killerzellen beim Menschen schneller als bei den Mäusen. Um alle Viren bei HIV-Patienten zu vernichten, müsse man daher Stammzellen mit verschiedenen Varianten der Andockstellen erzeugen. Dies wollen die Forscher nun im nächsten Schritt tun.
Gene für HIV-spezifische Andockstelle eingeschleust
Für ihre Studie setzten die Forscher menschlichen Blutstammstellen Gene ein, die den Bauplan für eine HIV-spezifische Andockstelle der Killerzellen enthalten. Diese genmanipulierten Stammzellen spritzten sie einem Mäusestamm, der – ebenfalls durch Genmanipulation – menschliches Leber- und Thymusdrüsengewebe sowie menschliche Blutzellen enthielt. Die genmanipulierten Stammzellen vermehrten sich in den Mäusen und bildeten Killerzellen, die die HIV-spezifische Andockstelle auf ihrer Oberfläche trugen. Um die Wirkung der Stammzellbehandlung auf eine HIV-Infektion zu testen, infizierten die Forscher die Mäuse anschließend mit HIV.
Sechs Wochen nach der Behandlung habe man bei den Mäusen signifikant weniger HIV-befallene Zellen gefunden als bei den nicht behandelten Kontrolltieren. „Unsere Ergebnisse belegen die Fähigkeit der HIV-spezifischen Killerzellen, die virale Vermehrung drastisch zu reduzieren und auch den Verlust der T-Helferzellen zu stoppen“, schreiben Kitchen und seine Kollegen. (doi:10.1371/journal.ppat.1002649)
(PloS Pathogens, 13.04.2012 – NPO)