Paläontologie

Australien: Fossiler Urwald wimmelte von Leben

Reiche Fossillagerstätte bietet einzigartigen Einblick in die Lebenswelt vor 15 Millionen Jahren

Fosilien
Fossil einer Vogelfeder und einer Blattwespe aus der neuentdeckten Fossillagerstätte im Süden Australiens. © Michael Frese

Spektakulärer Fund: Im Südosten Australiens haben Paläontologen die rund 15 Millionen Jahre alten Relikte eines artenreichen Regenwalds entdeckt. Tausende nahezu perfekt konversierte Fossilien zeugen von der damals noch weit üppigeren Lebenswelt dieser Region. Die Relikte sind dank umhüllender Eisenminerale so gut erhalten, dass sogar einzelne Zellen erkennbar blieben. Dies ermögliche einzigartige Einblicke in die australische Lebenswelt des Miozäns, so das Team im Fachmagazin „Science Advances“.

Ob die ältesten Spuren des Lebens, 30 Meter lange Dinosaurier oder der Urahn der Kängurus: In Australien wurden schon viele einzigartige Fossilien zutage gefördert. Sie dokumentieren, wie vielfältig die Lebenswelt und Klimageschichte dieses Kontinents war. Den letzten großen Wandel erlebte Australien im Miozän, als vor rund 15 Millionen Jahren das Klima relativ schnell trockener und wärmer wurde. Frühere Regenwälder und Feuchtgebiete wurden zu Savannen und Buschland, das Innere des Kontinents zur Wüste.

Üppiger Regenwald statt trockenem Buschland

Einen einzigartigen Einblick in diese Umbruchphase liefert nun die neu entdeckte Fossillagerstätte McGraths Flat in New South Wales, rund 250 Kilometer nordwestlich von Sydney gelegen. Paläontologen um Matthew McCurry vom Australian Museum in Sydney haben dort tausende von Fossilien aus der Zeit vor 16 bis elf Millionen Jahren entdeckt. Unter den Funden sind Zeugnisse einer einst üppigen Regenwaldflora, aber auch Fossilien von Fischen, Vögeln und sonst nur selten erhaltenen wirbellosen Tieren.

„Die Funde belegen, dass dieses Gebiet einst von einem warmen, mäßig feuchten Regenwald bedeckt war und dass das Leben hier in den Central Tablelands von New South Wales einst artenreich und üppig war“, erklärt McCurry. Während Regenwaldgebiete heute auf geschützte Areale östlich des Gebirgskamms Great Dividing Range beschränkt sind, zeugt der fossile Wald davon, dass es bis vor 15 Millionen Jahren auch im heute trockeneren Westen Regenwälder gab.

„Die fossile Flora und Fauna des McGraths Flat steht in starkem Kontrast zu den heute in diesem Gebiet vorkommenden Pflanzen und Tieren“, berichtet das Forschungsteam. Die Vegetation sei artenreicher und üppiger und viele dieser Tierarten finde man heute nur noch in kleinen Regenwaldresten im Norden und Osten des Kontinents.

Fossilien
Rund 15 Millionen Jahre alte Pilzzellen, eine Flügelschuppe (E, F), ein Pollenkorn (H) und ein Fadenwurm aus der Fossllagerstätte McGraths Flat. © McCurry et al./ Science Advances, CC-by 4.0

Schnappschuss von Räuber-Beute-Beziehungen

Die Spanne der Fossilien reicht von mehr als 50 verschiedenen Blütenpflanzen über unzählige Arthropoden und Insektenlarven bis zu Pilzen, Pollen und anderen Mikrofossilien. „Viele dieser Fossilien waren der Wissenschaft zuvor völlig unbekannt. Darunter sind Riesenzikaden, neue Spezies von Wespen und Falltürspinnen sowie Fischen“, berichtet McCurry. Einige dieser Funde repräsentieren ganz neue Gattungen oder Familien, die zuvor noch nie in Australien nachgewiesen wurden.

Doch das ist nicht alles: „Die Fossilien haben auch die Interaktionen zwischen den Spezies konserviert“, berichtet Seniorautor Michael Frese vom Australian Museum. Bei einigen Fischen ist der Darminhalt so gut erhalten, dass man noch erkennen kann, welche Insektenlarven sie einst gefressen haben. Süßwassermuscheln an der Flosse eines Fisches und ein Fadenwurm unter dem Panzer eines Käfers deuten hingegen auf parasitische oder kommensale Beziehungen hin.

„Pollenkörner auf den Körpern von Insekten verraten uns wiederum, welche Art damals welche Pflanzen besuchte und bestäubte“, sagt Frese. An einige fossilen Blättern lassen sich zudem noch Fraßspuren urzeitlicher Insekten erkennen.

Eisenreiche Minerale als Zeitkapsel

Zu verdanken sind diese Einblicke vor allem dem ungewöhnlich guten Erhaltungszustand der Fossilien. Dadurch blieben selbst fragile Organismen und winzige Details ihres Innenlebens konserviert. „Mittels Elektronenmikroskopie kann ich sogar noch einzelne Zellen von Pflanzen und Tieren abbilden und manchmal sogar subzelluläre Strukturen erkennen“, sagt Frese. Auch die Pigmentzellen von Tieren blieben erhalten, was die Rekonstruktion ihrer einstigen Färbung erlaubt.

Die Paläontologen führen diese nahezu perfekten Konservierung auf die Ablagerung von eisenreichem Goethit-Mineralen auf den Überresten zurück. „Unsere Analysen deute darauf hin, dass diese Fossilien gebildet wurden, als eisenreiches Grundwasser in ein Wasserloch floss“, erklärt McCurry. „Organismen, die in diesem Wasser lebten oder hineinfielen, wurden dann von den aus dem Wasser ausfallenden Eisenmineralen umhüllt.“

Die Fossilien aus McGraths Flat spiegeln aber auch erste Anzeichen einer sich anbahnenden Veränderung wider: „Einige Pollen aus dem Sediment zeigen, dass es damals schon trockenere Habitate in der nahen Umgebung dieses Regenwald gegeben haben muss“, sag McCurry. „Das deutet auf den beginnenden Wechsel zu trockeneren Bedingungen hin.“ (Science Advances, 2022; doi: 10.1126/sciadv.abm1406)

Quelle: Australian Museum

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