Warum überstehen einige Bäume den massenhaften Befall mit gefräßigen Raupen wie dem Schwammspinner, andere aber nicht? Eine Antwort auf diese Frage haben nun US-Forscher gefunden. Demnach hat ein Baum nur dann eine Chance, wenn er genügend Vorrat an Zuckern und Stärke in seinen Geweben eingelagert hat. Liegt diese Kohlehydrat-Reserve aber unter 1,5 Prozent, erholt er sich vom massenhaften Blattverlust nicht mehr.
Unsere Bäume haben es schwer: Viele von ihnen sind durch Hitze und Trockenheit geschwächt, andere fallen Stürmen zum Opfer. Hinzu kommt der immer häufiger auftretende Massenbefall von gefräßigen Schadinsekten wie den Raupen der Prozessionsspinner und Schwammspinner, aber auch von Holzschädlingen wie Borkenkäfer und Co. Zumindest vom Kahlfraß durch Raupen können sich Bäume normalerweise durchaus erholen – sie schlagen im Idealfall noch im gleichen Jahr neu aus.
Wo liegt die Untergrenze?
Immer häufiger aber kommt es nach solchen Massenbefällen dazu, dass ganze Wälder kahl bleiben und absterben. Aber warum? „Modellen zufolge verringert der Kahlfraß die Zucker- und Stärkereserven eines Baums“, erklären Audrey Barker Plotkin von der Harvard University. Weil die Blätter fehlen, kann der Baum keine Photosynthese mehr durchführen und keine neuen Zuckerverbindungen produzieren. Doch diese Kohlehydrate benötigt er, um nach einem Kahlfraß neue Blätter zu treiben.
Der Theorie nach könnte es demnach eine untere kritische Grenze geben, ab der ein Baum zu wenig Kohlehydratreserven für sein Überleben hat. „Doch wo diese Grenze liegt, konnten frühere Arbeiten nicht beantworten“, so die Forschenden. Deshalb haben Plotkin und ihre Kollegen nun die Zucker- und Stärkevorräte bei Roteichen und Weiß-Eichen in Massachusetts genauer untersucht. Dabei beprobten sie Bäume mit einem unterschiedlichen Grad an Kahlfraß, außerdem frisch abgestorbene und Eichen am Waldrand und in der Waldmitte.