Raffinierte Manipulation: Eine auf Blüten vorkommende Mikrobe spielt eine überraschende Rolle für die Pollenkeimung. Denn das Bakterium Acinetobacter bringt die Pollen dazu, vorzeitig aufzuplatzen und ihr nahrhaftes Inneres freizulegen. Diese Form der Manipulation war bisher von keinem anderen Organismus bekannt. Für die Mikrobe bringt dies dringend benötigte Nährstoffe, ob dies der Fortpflanzung der Pflanze schadet, muss nun noch untersucht werden.
Der Pflanzenpollen ist normalerweise von einer festen Hülle umschlossen, die ihn vor Umwelteinflüssen schützt. Erst wenn es zur Befruchtung kommt, bringen Botenstoffe des weiblichen Fruchtknotens das Pollenkorn dazu, auszukeimen. Die Pollenhülle platzt auf und es bildet sich ein Pollenschlauch, über den die männliche Geschlechtszellen zur weiblichen Narbe wandern.
Nektarlebende Mikrobe unter Beobachtung
Doch wie sich jetzt zeigt, gibt es einen Organismus, der diesen Ablauf zu seinen Gunsten manipuliert. Bakterien der Gattung Acinetobacter leben im Nektar von Blütenpflanzen, aber auch auf den Pollen und anderen Blütengeweben. Obwohl diese Umgebung eher stickstoffarm ist und damit den Mikroben ein wichtiger Nährstoff fehlt, können sie in den Blüten hohe Dichten von bis zu einer Milliarde Zellen pro Milliliter erreichen – aber wie?
Um das zu klären, haben Shawn Christensen von der University of California in Davis und sein Team Acinetobacter pollinis in einer Nährlösung mit Pollenkörnern des Kalifornischen Mohns (Eschscholzia californica) kultiviert. Zum Verglich setzen sie ähnliche Kulturen mit in Blüten vorkommenden Hefen und anderen Bakterienarten an.