Ein Wirkstoff, der seit rund 60 Jahren als Medikament gegen Bandwürmer eingesetzt wird, wirkt offenbar auch gegen Metastasen bei Dickdarmkrebs. Das haben jetzt Untersuchungen mit Mäusen ergeben. Der Wirkstoff schaltet ein Gen aus, das bei Darmkrebs Metastasen auslöst. Eine erste klinische Studie an Patienten mit Dickdarmkrebs ist bereits in Planung.
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Darmkrebs ist eine der häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen in den westlichen Ländern. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 73 000 Menschen daran. Trotz Operation, Chemo- und Strahlentherapie wird nur etwa die Hälfte der betroffenen Patienten geheilt. Das liegt daran, dass bei
etwa 20 Prozent der Darmkrebspatienten bereits bei der Diagnose Metastasen festgestellt werden und bei etwa einem Drittel der Patienten Metastasen trotz erfolgreicher Ersttherapie auftreten. Von den Betroffenen überleben nur etwa zehn Prozent die Diagnose um fünf Jahre. Von den Patienten mit Darmkrebs ohne Metastasen überleben hingegen 90 Prozent.
Seit einigen Jahren ist ein Gen bekannt, das bei Darmkrebs Metastasen auslöst. Es ist das Gen S100A4/Metastasin. Vor rund fünf Jahren konnten Forscher bereits zeigen, wie dieses Gen reguliert wird. Sie stellten fest, dass das Gen beta-Catenin, wenn es mutiert ist, dieses Metastasin-Gen anschaltet und damit bei Darmkrebs die Bildung von Töchtergeschwülsten auslöst. Beta- catenin sorgt normalerweise dafür, dass Zellen in ihrem Zellverband bleiben.
Niclosamid hemmt Ablesen des Krebsgens
Wissenschaftler um Professor Ulrike Stein vom Max-Delbrück- Centrum Berlin, dem National Cancer Institute in Maryland, USA sowie der Charité Universitätsmedizin in Berlin haben daher nach Substanzen gesucht, die das Ablesen des Metastasin-Gens blockieren. Sie prüften 1.280 Wirkstoffe und wurden schließlich mit der Substanz Niclosamid fündig. Sie wird bisher gegen Bandwürmer eingesetzt.
Es zeigte sich überraschenderweise, dass Niclosamid sowohl in der Zellkultur als auch bei Versuchen mit Mäusen das von beta-Catenin- gesteuerte Ablesen des Metastastasierungs-Gens hemmt. Die Tiere hatten weniger Metastasen. Jetzt wollen die Forscher in klinischen Studien prüfen, ob die Substanz auch bei Patienten mit metastasierendem Dickdarmkrebs wirksam ist. (Journal of the National Cancer Institute, Vol. 103, Nr. 12, 2011)
(Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), 20.06.2011 – NPO)