Die bedrohte Europäische Wildkatze breitet sich in Deutschland wieder aus. Sie kommt erstmals auch wieder in Wäldern vor, die zuvor als von ihr unbesiedelt galten. Das zeigen erste Ergebnisse eines mehrjährigen Projekts des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Bundesamts für Naturschutz (BfN), die heute im Kottenforst bei Bonn präsentiert wurden. Genetischen Analysen nach leben sowohl im Odenwald als auch im Kottenforst wieder mehrere Exemplare dieser seltenen Katzenart. Das Projekt stellt dabei das erste bundesweite genetische Monitoring dar, das für eine Säugetierart durchgeführt wird.
„Die Wiederbesiedelung ehemaliger Lebensräume ist ein erster Erfolg der intensiven Bemühungen zum Schutz der Wildkatzen“, konstatiert BfN-Präsidentin Beate Jessel in einer Mitteilung von BfN und BUND. Dies sei auch deshalb erfreulich, weil die Europäische Wildkatze ihren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland habe und man damit eine besondere Verantwortung zu ihrem Erhalt habe.
Zerstückelung der Wälder isoliert Wildkatzen voneinander
Wie Jessel erklärt, sind Wildkatzen in Deutschland vor allem durch die Zerstückelung der Landschaft in isolierte Waldgebiete zurückgedrängt worden. Als Ursache dafür gelten neben Straßen auch die intensive Landwirtschaft und Siedlungen. Durch die Isolierung der Wildkatzen in voneinander getrennten Waldgebieten wird der Genaustausch zwischen den Populationen behindert. „Es gibt viele Hinweise darauf, dass die scheuen Tiere nicht in ausreichender Zahl zwischen einzelnen Waldgebieten wandern können“, erklärt Thomas Mölich, beim BUND verantwortlich für die genetische Wildkatzeninventur. Eine mögliche Folge davon sei Inzucht und damit eine Gefährdung der Art.
Nach Ansicht von Mölich zeigen die aktuellen Untersuchungsergebnisse das Bestreben der Tiere, neue Lebensräume in Deutschland zu besiedeln. Um diese Wanderungen zu ermöglichen, müssten aber weitere Hindernisse beseitigt werden.