Spannende Perspektive: Meeresforscher haben Buckelwale bei der Beutejagd mit ihren ungewöhnlichen Blasennetzen gefilmt. Ihre einzigartigen Aufnahmen zeigen, wie die Meeressäuger ihre Beute in diesem Netz aus Luftblasen einschließen. Das Spannende ist dabei der Blickwinkel. Denn das Team hat die Wale nicht nur aus der Luft aufgenommen, sondern auch Kameras an deren Körper befestigt. So lässt sich der Beutefang durch die Augen der Tiere betrachtet erleben.
Es ist ein faszinierendes Schauspiel: Wenn Buckelwale (Megaptera novaeangliae) auf Jagd gehen, vollführen sie komplexe Schwimmmanöver und geben dabei gezielt Luftblasen in kreisförmigen Mustern ab. Diese wirken wie ein Netz für Plankton, Krill und kleine Fische. Denn sie können die dichten Blasenansammlungen nicht durchschwimmen und werden im Inneren eingeschlossen. Dem Wal bietet sich daher ein reich gedeckter Tisch: Er muss nur noch sein Maul öffnen und die Beute schlucken.
Bekannt ist, dass Buckelwale diese Manöver so lange durchführen, bis Krill und Co in hohen Konzentrationen im Blasennetz gefangen sind. Oft schließen sie sich beim Beutefang mit Artgenossen zusammen und „ernten“ dann gemeinsam ihre Netze ab. Wie genau die Meeressäuger dabei vorgehen und welche Form ihre Netze haben, variiert sowohl von Individuum zu Individuum als auch je nach Region.
Zwei Blickwinkel
Neue Einblicke in dieses spannende Verhalten liefern nun Filmaufnahmen, die Lars Beijder von der University of Hawaii in Manoa und seinen Kollegen in Alaska gelungen sind. Per Saugnapf befestigten die Wissenschaftler dafür Beschleunigungssensoren und Kameras an der Haut der Buckelwale, um das Blasenschauspiel aus der Perspektive der Tiere betrachten zu können. Zusätzlich lieferten Drohnen aus der Luft einen Blick auf das Geschehen.
„Wir haben zwei Blickwinkel: Die Perspektive der Drohne zeigt uns die Blasennetze. Wir sehen, wie die Luftblasen nach oben steigen und die Wale an der Wasseroberfläche auftauchen, während uns die Kameras an den Walen die Perspektive der Tiere nahebringen“, erklärt Beijder. „Diese beiden Datensätze zusammenzubringen, ist ziemlich spannend für uns.“
Auf Völlerei folgt Fastenzeit
Die Forscher bezeichnen ihre Aufnahmen selbst als „bahnbrechend“: „Wir beobachten, wie diese Tiere ihre Beute manipulieren und sie für den Fang vorbereiten. Mit dieser Art von Material können wir Dinge sehen, die uns vorher verborgen geblieben sind“, konstatiert Beijder.
Wie er und seine Kollegen berichten, besuchen rund 3.000 Buckelwale im Sommer Alaska, um sich ihre Bäuche vollzuschlagen. Derart gestärkt geht es für die Wale später in ihr tausende Kilometer weit entferntes Winterquartier vor Hawaii, wo sie sich fortpflanzen und auch ihren Nachwuchs gebären. In dieser Zeit nehmen die Tiere keine Nahrung auf. Sie fressen erst wieder, wenn sie im Sommer erneut an ihre Futterplätze zurückkehren.
Neue Einblicke für die Forschung
Die Wissenschaftler erhoffen sich von ihren neu gewonnenen Daten unter anderem Informationen darüber, wie häufig die Wale per Blasennetz auf Beutefang gehen müssen, um genügend Energiereserven für die monatelange Migrations- und Fastenzeit aufzubauen. Schlussendlich könnte der Blick auf das Futterverhalten der Tiere auch Hinweise auf mögliche Nahrungsengpässe und Veränderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel liefern, wie das Team betont.
Quelle: University of Hawaii Manoa